Blueprint –Blaupause

Dieses Buch ist so kompliziert wie die menschliche DNS und gleichzeitig klar und deutlich. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Blueprint eines der besten Bücher ist, die ich je gelesen habe.

In naher Zukunft: Die berühmte Pianistin Iris Sellin ist unheilbar an multipler Sklerose erkrankt. In wenigen Jahren wird diese Nervenerkrankung ihre Fähigkeit, zu komponieren und Klavier zu spielen, vernichten. Doch darauf ist ihre Karriere aufgebaut, die bis jetzt das einzig Wichtige in ihrem Leben war. Aus Angst um ihr Talent, das sie unbedingt weitergeben will, lässt sie sich von dem berühmten Genforscher Mortimer G. Fisher klonen.
Das Kind –Siri, was nichts anderes bedeutet als Iris’ Name rückwärts gelesen-  wächst unter der Obhut der Musikpädagogin Daniela Hausmann auf und wird von Anfang an auf eine Karriere als Pianistin vorbereitet. Mit Janeck, dem Sohn von Daniela, verbindet Siri bald eine enge Freundschaft.
Die Beziehung zwischen Iris und Siri steht im Zentrum dieses Buches. Diese ist so eng wie nichts vorher Bekanntes, da die beiden durch das Klonen gleichzeitig Mutter und Tochter und eineiige Zwillinge sind. Am Anfang des Buches und Siris Leben ist die Beziehung zwischen den beiden beinahe symbiotisch und vollkommen ungetrübt, doch je älter Siri wird, desto schmerzlicher wird ihr bewusst, dass sie sich von ihrer Mutter lösen muss, will sie nicht an der Aufgabe zerbrechen, deren Leben noch einmal zu spielen.

„Blueprint“ erzählt Siris Geschichte von ihrer Geburt bis zum Tod ihrer Mutter, die stirbt, als Siri 22 Jahre alt ist. Erst jetzt wird ihr schreibend bewusst, was es wirklich bedeutet, Klon zu sein. Denn ein Klon ist weit mehr als nur Kopie oder ein künstlich hergestellter eineiiger Zwilling.

„Blueprint“ ist, laut Charlotte Kerner, „ein Buch zum Streiten“. Das Klonen von Menschen wird bald möglich sein – doch was bedeutet das für die Klone? Was bedeutet es, keine eigene Identität zu haben, sondern ein Blueprint zu sein, eine direkte Kopie eines anderen?
Dies alles können wir noch nicht wissen. Doch eines ist klar: Die Suche nach der eigenen Identität ist für Siri eine Suche, deren Wichtigkeit und die damit verbundenen Schmerzen wir uns nicht vorstellen können. Dieses Buch setzt sich damit auseinander, was geschehen könnte, wenn eines Tages wirklich geklont wird.


*Meine Meinung*
Was mir an Blueprint besonders gefällt, ist die genaue Beschreibung von Siris Gefühlen und ihrem Kampf um eine eigene Identität, da man ihre Zweifel und innere Zerrissenheit gut nachfühlen kann. Auch wenn ihre Handlungen manchmal verrückt erscheinen (so zum Beispiel eine Stelle, in der sie ihre Mutter/Schwester mit einem Messer bedroht), so legt man das Buch dennoch nicht mit dem Gedanken „die ist doch verrückt!“ weg, sondern liest weiter und kann Siri in diesen Augenblicken sogar verstehen.
Blueprint ist ein hartes Buch, das ohne Rücksicht auf den Leser seine Geschichte –Siris Geschichte- erzählt. Ich fühlte mich beim Lesen zeitweise, als würde ich in Siris Haut stecken und alles selbst miterleben; und da sie nicht gerade sanfte Erfahrungen macht, war ich manchmal so aufgewühlt, dass ich das Buch weglegen und zweimal durchatmen musste **g**. Es brachte mich aber auch zum Nachdenken. Darf man wirklich klonen? Wie muss das sein, zu wissen, dass man das Leben einer anderen lebt? Und ab wann beginnt ein Leben, ein Leben zu sein? Blueprint ist kein Buch für nebenbei. Es entwickelt einen Sog, der einen zum Weiterlesen zwingt und dazu, sich Gedanken zu machen. Trotz seiner geringen Dicke spinnt es eine Geschichte mit vielen Einzelheiten. Es ist schwer, genau herauszulesen, was das Wichtigste ist und was die Botschaft dieses Buches. Alles spielt sich auf der gleichen Ebene ab; es gibt keine Nebensachen. Dieses Buch ist so kompliziert wie die menschliche DNS und gleichzeitig klar und deutlich. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Blueprint eines der besten Bücher ist, die ich je gelesen habe.

Autorin / Autor: Aylis - Stand: 16. Mai 2006