Das Geheimnis der Greifenfeder

Autorin: Elizabeth Kay
Ein Buch mit Witz und Geist, teilweise rührend, aber nie kitischig!

Es gibt Bücher, die werden so hochgelobt und bejubelt und wenn man sie liest denkt man: au wei. Für mich gehört dazu z.B. Ergorn, ein Buch, das mich total enttäuscht hat, vor allem weil es so über den Klee gelobt wurde. Und dann gibt es Bücher, da denkt man, naja, das wird halt so ein Fantasyroman sein - so ganz nett und unterhaltsam, aber wahrscheinlich nix Besonderes. Das dacht ich auch von diesem Buch: Das Geheimnis der Greifenfeder. Das Cover fand ich schön, darum hab ich es mir ausgesucht, aber ansonsten dachte ich - wie gesagt - wird wohl nix Besonderes sein....

*Der Mensch als Fabelwesen*
Als ich anfing zu lesen, befürchtete ich sogar das Schlimmste: ein todkranker - zum Sterben verurteilter Junge macht mit seinen Eltern seine wahrscheinlich letzte Reise und geht im Urwald verloren, weil er an einer Wasserscheide herumkraxelt, obwohl seine Eltern das nicht wollten. Das hätte eine dieser Kindergeschichten sein können, die halt eher was für Kleinere sind. Dem war aber gar nicht so. Besagter Junge heißt Felix (nein, nicht Helix **g**), fällt in eine seiner typischen krankheitsbedingten Ohnmachten und erwacht in einer ihm fremden Parallelwelt, in der Einhörner Splitterhörner heißen, Menschen in das Reich der Fabelwesen gehören und die sagenumworbene menschliche "Wissenschaft" mit Ehrfurcht betrachtet wird. Dort trifft Felix das nette Ringelkind Betonia und den zahlenbegeisterten Greif Eisenkralle. Mit den beiden macht er sich auf die Suche nach einem Heilmittel für seine Krankheit und muss nebenher noch einen Arzneimittelskandal aufdecken.

*Witzig, nicht kitschig*
Nach dem ersten Kapitel könnte man das Buch aus der Hand legen uns sagen: ach nö.... dann aber würde man etwas verpassen, denn ich finde, es steigert sich ungemein und ist am Ende ein Buch, das so viel besser ist, als ich dachte, dass ich es glatt in den Himmel loben könnte. Denn es ist wirklich sehr spannend, auch verrückt, schräg, oft sehr witzig aber auch rührend - und dennoch nie kitschig, sondern von einem sehr trockenem Humor, den ich super finde! Es hat ein Happy End, das nicht nervt und ist fantastisch, aber unserer eigenen Welt doch nicht unähnlich. Die durchgeknallten Greife, die sich ständig Zahlen um die Ohren hauen haben es mir wirklich angetan. Auch die fieseren Geschöpfe wie die hyänenartigen Auftragskiller sind sehr gelungen und eklig genug, dass man auch als orkgewöhnte Leserin noch ein bißchen mitschaudern kann. Es gibt auch reichlich Tote und Gemetzel, so dass man nun wirklich nicht von einem absoluten Kinderbuch reden könnte.
Fazit: Ich find es ein echt überraschend gutes Buch, dessen Witz und Geist mit vielen sehr guten Fantasybüchern mithalten kann - und so manches noch übertrifft. Also, lohnt sich unbedingt!!!

Autorin / Autor: merceda - Stand: 2. Februar 2006