Macht surfen einsam?

Die These, dass Computer und Fernsehen einsam machen ist weit verbreitet, aber hier stellt sich die Frage nach dem Huhn und dem Ei: Sind die Menschen schon einsam, bevor sie sich vor die Kiste setzen oder werden sie es erst dadurch? Repräsentative Umfragen ergaben, dass es keinen einfachen Zusammenhang zwischen "viel Computerspielen" und "wenig Sozialkontakten" gibt: Diejenigen, die mehrere Stunden am Tag am Computer saßen, hatten genauso wenige oder viele Kontakte, wie diejenigen, die gar keine oder nur sehr wenig Zeit am Computer verbrachten. Dagegen hatten die UserInnen mit täglich 1 bis 2 Stunden PC-Nutzung die meisten Sozialkontakte.

Sozial kompetenter

Das Klischee vom sozial zurückgezogenen, introvertierten und schüchternen Surfer wird von einigen Studien bestätigt, während andere das genaue Gegenteil herausgefunden haben: häufig surfende Jugendliche schätzten sich als sozial kompetenter ein. Sie nutzen das Internet als Kontaktmedium zum Aufbau neuer wirklicher Beziehungen. So knüpfen immer mehr Menschen in Chatrooms Kontakte, aus denen sich tatsächliche Freundschaften, sogar Partnerschaften und Familien entwickeln. Informationsaustausch und Kommunikation per E-Mail, in Foren oder im Chat sind eigentlich eine moderne Form der Brieffreundschaft, mit dem Unterschied, dass mehrere Menschen gleichzeitig von der eigenen Botschaft erreicht werden können und dass man anonym bleiben kann.

Fünf von acht = Suchtgefahr

Weil es noch wenige Methoden gibt, um Internetsucht zu diagnostizieren, hat die Psychologin Kimberly Young den Kriterienkatalog zur Spielsucht herangezogen und speziell im Hinblick auf`s Internet hin verändert. Der Katalog enthält acht Fragen:

  • Denkst du oft an das Internet, wenn du offline bist oder stellst dir vor, online zu sein?
  • Verspürst du einen Zwang, die Stundenzahl des Internetgebrauches zu erhöhen, um die gleiche Befriedigung zu erlangen?
  • Möchtest du oft deine Online-Zeit reduzieren und scheiterst dabei?
  • Fühlst du dich nervös, aggressiv oder deprimiert, wenn du versuchst, den Internetgebrauch zu verringern oder zu stoppen?
  • Bleibst du länger online als du geplant hattest?
  • Leidet deine Arbeit, Schule, Studium, dein Partner, deine Familie und deine Produktivität unter dem Internetgebrauch?
  • Hast du Familienmitglieder oder andere Menschen bezüglich deines Internetkonsums angelogen oder diesen verschwiegen?
  • Benutzt du das Internet als eine Möglichkeit, vor schwierigen Situationen, Problemen und unangenehmen Gefühlen (Gefühle der Einsamkeit, Hilflosigkeit, Schuld, Angst und Depression) zu flüchten?

Wenn du mehr als fünf Fragen mit "Ja" beantwortest, wirst du als stark gefährdet bzw. süchtig diagnostiziert und solltest dir fachliche Unterstützung suchen.

Wir wünschen uns natürlich, dass ihr nicht abhängig seid (außer von LizzyNet natürlich **gg**), und dass ihr es auch nicht werdet!

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Autorin / Autor: Rosi - Stand: 4. Mai 2002