Internet-Sucht

Eine Studie hat ergeben, dass 4% der InternetnutzerInnen in Deutschland Suchtsymptome zeigen. Ein Kriterienkatalog hilft, diese Symptome rechtzeitig zu erkennen.

Ich muss mal eben online.

Denkt ihr ständig darüber nach, was gerade im Internet passiert, während ihr offline seid? Sehnt ihr euch regelrecht danach, euch einzuloggen, fast schon so, als wenn ihr frisch verliebt seid? Habt ihr oft das Gefühl, mal wieder länger im Netz gewesen zu sein als ihr eigentlich wolltet? Braucht ihr täglich eine höhere Online-Dosis,  damit es euch gut geht? Dann seid ihr höchstwahrscheinlich internetsüchtig... Menschen, die von dieser Sucht betroffen sind, vernachlässigen ihre Freundschaften, ihre Hobbies, die Schule oder den Beruf, um sich möglichst oft in die virtuellen Welten stürzen zu können. Sie sind durchschnittlich etwa 34 Stunden pro Woche online. Eine Studie der Universität München von 2001 hat ergeben, dass immerhin schon 4% der InternetnutzerInnen in Deutschland Suchtsymptome zeigen, in den USA sind es bereits 6% (11 Millionen Menschen). Betroffen sind insbesondere Jugendliche unter 18 Jahren, und zwar Jungs (8,2 %) stärker als Mädchen (6,0 %). Singles und Menschen ohne Arbeit verlieren sich auch schneller im weltweiten Netz. Und was tun sie dann? Hauptsächlich chatten, spielen oder irgendwas downloaden.

An alle die, die jetzt einen Schreck bekommen haben: Ihr seid nicht automatisch süchtig, nur weil ihr viel Zeit im Internet verbringt - dann müssten die LizzyNet-Redakteurinnen ja auch schleunigst auf Entzug gesetzt werden **gg**. Es müssen schon mehrere der oben genannten Faktoren zutreffen, damit ihr gefährdet seid.

Was sind denn die Ursachen?

Eigentlich ist das wie bei anderen Süchten: Man wird abhängig, wenn man anhaltend deprimiert ist und das Online-Sein einem vermittelt, sich besser zu fühlen. Nicht die Technologie selbst macht süchtig, sondern der Umgang damit: Wenn ihr surft, um vor schwierigen Situationen, Problemen und unangenehmen Gefühlen wie Einsamkeit, Hilflosigkeit, Schuld oder Angst zu flüchten, ist Alarmstufe 1 angesagt; das kann schon ein Schritt in Richtung Sucht sein.

Suche nach Nähe

Problematisch wird es besonders, wenn Menschen im Internet nach Zugehörigkeit und Nähe suchen, die sie im realen Leben vermissen. Der amerikanische Psychologe John Suler ist der Meinung, dass solche tief verwurzelten Bedürfnisse nach Geborgenheit im Internet nur oberflächlich gestillt werden. Zwar kann man sich sehr schnell zu einer Online-Gemeinschaft dazugehörig fühlen, aber man muss schon immer wieder online gehen, um nicht in Vergessenheit zu geraten. Das kann ein zwanghaftes Verhalten aufbauen, das dann zur Abhängigkeit führt. Häufig passiert so etwas in virtuellen Spielgemeinschaften.

Manche legen sich im Online-Leben auch ein anderes Ich zu als im realen Leben. Der Cyberspace wird dann zu einem Ort, der nichts mehr mit ihrem Offline-Leben zu tun hat. Besonders Leute mit Minderwertigkeitsgefühlen und geringem Selbstvertrauen sind von der Sucht bedroht, sich quasi nur noch in ihrem neuen Selbst zu bewegen.

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Autorin / Autor: Rosi Stolz - Stand: 4. Mai 2002; Bild LizzyNet