Mieke Gerritzens Gestaltung

Mieke Gerritzens Stil ist geprägt von zwei Techniken:

1. Die Arbeit mit Text und Linie, so dass diese zu einem Bild werden.
2. Die Wiederholung/Kachelung von Bildelementen zu "Wallpapers".

Diese Techniken geben Gerritzen nicht nur einen unvergleichlichen Wiedererkennungswert, sie sind auch Ausdruck ihres politischen Denkens.

Das Text/Linien Bild

Grundsätzlich ist Gerritzen sehr graphisch orientiert, d.h. sie arbeitet weniger mit Fotos, als vielmehr mit Schrift und Linie. Und diese beiden Elemente kombiniert sie auf so eigene Weise miteinander, dass sie "Schriftbilder" erhält.

Der Text wird auf (farbige) Flächen gesetzt. Dann werden bestimmte Text-Hervorhebungen gemacht, indem die Schriftgrösse mancher Worte variiert wird. Die Worte werden gezielt von Gerritzen ausgewählt. Entweder sind es scheinbar kleine und unwichtige Worte wie "is" und "or". Oder es sind Worte die die Textaussage unterstreichen und bewerten.

Schließlich setzt sie Linien. Diese können den Text unterteilen oder umranden. Gerade die Umrandung des Textes charaktersiert ihn als Bild.
So entsteht zum einen eine Bewertung des Texts, zum anderen wird ein Widerstand erzeugt, der ein "fahriges" darüberlesen verhindert. Der Betrachter muss sich in dieser Textstruktur erst einmal zurechtfinden und sich auf die Information des "Schriftbildes" einlassen. Das Lesen wird so zu einem Prozess.

Die Wallpapers

Wenn Mieke Gerritzen mit Bildern arbeitet, dann kachelt sie diese gerne. In dieser Technik sieht sie eine eigene Ausdrucksform: Ein Bild in seiner Wiederholung und Aneinanderreihung wird in ihren Augen zum Muster und schließlich zu einem endlos anwachsenden Bild.

Hier sieht sie eine Analogie zum Internet: Individuen (das einzelne Bild) reihen sich aneinander und wachsen an zu einem großen Bild/Gesamteindruck. Und witzigerweise war das Kacheln von Bildern als Hintergrund mit das erste, was zur Gestaltung von Homepages genutzt wurde.

Es gibt aber auch eine zweite Analogie, die sie in dieser Form der Gestaltung sieht: Mittlerweile erhalten wir weltweit dieselben Produkte von denselben Herstellern. Überall sehen wir dieselben Logos. Die Wallpapers sind für sie ein Ausdruck dieser unendlichen Doppelung, sie sind ein Ausdruck von Beliebigkeit.

Alles ist beliebig doppelbar und aneinanderreihbar. Gerritzen ist der Meinung, dass wir in einer "copy-paste" Kultur leben: Überall sehen wir dieselben Bilder - nebeneinander, übereinander - wie bei den Wallpapers!

Und zu guter letzt: Love your Experiments like ugly Children!

Wenn ihr euch die Seiten von Mieke Gerritzen anschaut und/oder ein Buch, dann werdet ihr ihre Arbeit immer wieder erkennen, wenn ihr etwas von ihr seht! Das, was ich so schön an ihrer Arbeit finde, ist, dass sie zum einen eine politische Dimension einbringt, aber auch, dass sie, in dem was sie macht, sich selber treu ist. Sie läuft nicht dem neusten Gestaltungstrend hinterher, sondern hat sich ihr Prinzip erarbeitet. Und so ist schließlich überall da, wo Mieke draufsteht, auch Mieke drin! Vielleicht gefallen nicht jeder/m ihre Arbeiten, aber Respekt gebührt ihr, weil sie sich ihre Gedanken macht und diesen treu bleibt! Don't believe the hype!

Autorin / Autor: Peggy Förster - Stand: 2. september 2002