Sein und Schein

Über Vorteile und Tücken der Anonymität im Internet

Wen würdet ihr hinter dem Nick Brit14 vermuten? Eine Vierzehnjährige, die auf Britney Spears steht? Oder eher einen voyeuristischen Studenten? Eine 70jährige Omi oder einen Lehrer, der euch auf die Schliche kommen will? Wer kann das wissen? Was verrät der Nickname uns über unser virtuelles Gegenüber? Relativ wenig, auch wenn es mittlerweile schon eine Nickname-Forschung gibt, die an den selbstgewählten Spitznamen so allerhand ablesen können will. Sicher, Vermutungen lassen sich anhand des Nicks durchaus anstellen: Wer sich als loverboy16 ausgibt, ist höchstwahrscheinlich kein Mädchen. Oder vielleicht gerade? Vielleicht eines, das mal probieren will, wie es sich als Junge so chattet? Sicher dürfen wir hinter c++master eher einen (selbsternannten) Technikfreak und hinter Eowyn einen (weiblichen?) Herr-der-Ringe-Fan vermuten. Vermuten! Mehr aber auch nicht. Man macht sich anhand des Namens oft viel zu schnell ein Bild von der Person, die dahinter stecken könnte. Dabei greift man natürlich auf die einzige Information zurück, die man zunächst hat: den Nickname. Und gerade der führt einen so manches Mal in die Irre.

Misstrauen ist angebracht

Denn leider gibt es auch jede Menge Surfer und Surferinnen, die ganz anders gelagerte Interessen haben, als harmloses Chatten und Leute kennen lernen. Sie wollen andere beobachten. Zu diesem Zweck schleusen sie sich unter Vorspiegelung falscher Tatsachen irgendwo ein: das können Menschen mit kommerziellen Interessen sein, die ihre potentielle Zielgruppe ausspionieren, unauffällig Werbung platzieren wollen oder voyeuristisch veranlagte Menschen, die man im real life am ehesten als Spanner bezeichnen würde. Ihnen macht es Spaß, sich intime Details auf unlautere Weise zu erschleichen. Man macht sich oft keine Vorstellung, wie hemmungslos solche Leute hinter ihrer Maskerade lügen können, ein gewisses Misstrauen ist also schon angebracht.

Die Homepage verrät mehr...

Zwei kleine Tipps: wenn ihr wissen möchtet, mit wem ihr es zu tun habt, guckt zu allererst, ob die betreffende Person eine Homepage hat. Vielleicht findet ihr dort ein Bild oder nähere Angaben zur Person, die euch mehr verraten. Natürlich kann auch das alles frei erfunden sein, aber immerhin ist es schon mal ein Anhaltspunkt. Fragt den/die Andere/n außerdem, wie er/sie grundsätzlich zu einem realen Treffen oder Telefongespräch steht. Dafür muss und sollte man AUF KEINEN FALL gleich die eigene Nummer rausrücken geschweige denn, sich gleich mit einer völlig fremden Person treffen. Aber allein die Reaktion auf eine solche Frage kann euch schon ein bisschen was verraten. Wer nichts zu verbergen hat, wird wohl grundsätzlich nichts dagegen haben, sich irgendwann (in der fernen Zukunft **g**) vielleicht mal zu treffen. Wer dies hingegen von vorneherein vehement ablehnt, hat dafür wahrscheinlich Gründe. Einer davon KÖNNTE sein, dass die betreffende Person nicht das ist, was sie zu sein scheint. Aber auch hier gilt, da man überhaupt nicht weiß, wer denn nun dahintersteckt: Keine voreiligen Schlüsse ziehen!

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Autorin / Autor: ~sabine~ - Stand: 28. November 2002