Nachwort
Dragosia - Die Macht der Elemente Ein Fortsetzungroman von Rita Solis
Enya war das selbstloseste Wesen, das ich je gekannt habe. Und sie war die mutigste Kriegerin, die Dragosia je zu Gesicht bekommen hat.
Ich hoffe, ich konnte euch ihren überaus starken und interessanten Charakter näherbringen. Gleichzeitig muss ich euch aber auch warnen: Dies ist nur eine Rekonstruktion ihres Lebens. Ich habe versucht, ihre Gedanken und Taten zu Papier zu bringen und zum Leben zu erwecken, doch ob sich alles ganz genau so zugetragen hat und sie immer genau wusste, was sie da eigentlich tat- dessen bin ich mir nicht vollends sicher.
Ich musste von Anfang an feststellen, dass sie unberechenbar ist. Seit ich sie das erste Mal in der Menschenwelt gesehen habe, wusste ich nie, was in ihrem Kopf wirklich vorging. Sie war keinesfalls ein offenes Buch, wie ich zuerst annahm. Sie beherbergte zahlreiche Geheimnisse, die sie leider auch mit ins Grab nahm.
Doch um nicht ständig um den heißen Yuxak-Tortschel zu reden: Sie war eine treue Freundin, die ich gerne besser kennengelernt hätte. Ich hatte gehofft, noch zahlreiche Abenteuer mit ihr erleben zu dürfen, doch dazu kam es leider nicht mehr.
Seit ihrem Tod werde ich häufig von Albträumen geplagt. Immer und immer wieder habe ich die Szene vor Augen, bei der sie vom Giftpfeil getroffen wird. Und um ehrlich zu sein, kann ich ihren Tod noch immer nicht fassen. Oft sehe ich Drago, der traurig zu ihrem und Auras Baumhaus hinaufsieht. Auch er hat den Tod seiner einzigen Tochter nicht verkraftet; etwas in seinem Inneren scheint zerbrochen zu sein. Er wirkt müde und traurig. Viel Zeit verbringt er mit Victoria, doch ich schätze, dass er nie mehr so sein wird, wie er vor dem Tod seiner Tochter gewesen ist.
Von den Bewohnern Dragosias wird Enya verehrt. Sie halten sie für die heldenhafteste Kriegerin Dragosias, die es je gegeben hat, und gewissermaßen für eine Legende. Dem kann ich mich freilich anschließen.
Oft sehe ich Enya in den Gesichtern meiner Kinder und in den Küken von Noemi. Ich sehe sie in den Blumen der Sergok-Wiesen und in dem klaren Wasser des Dragasischen Flusses. Ein Mädchen, das Zeit seines Lebens an eine tragische Prophezeiung gebunden war, das seine Kindheit nicht lang genug genießen durfte, dessen Leben geprägt war von zahllosen Lügen und das ihre wahren Eltern und ihre große Liebe erst kurz vor ihrem Tod kennenlernen durfte, um sie wieder zu verlieren. Ein Mädchen, das geboren worden war, um eines Tages getötet zu werden. Sie hatte dieses Schicksal nicht verdient.
Jede Nacht sehe ich zur neuen Sternenformation hinauf, die von den Bewohnern Dragosias fortan das Sternzeichen der Heldin genannt wurde. Jeden Tag sehe ich mir den Freundschaftsbutton an, den Enya kurz vor ihrem Tod in meinem Wohngemach hinterlassen hat, und selbst die tröstenden Blicke von Peach können mir dann nicht über ihren Tod hinweghelfen. Denn das war sie für mich. Meine beste Freundin.
Ich hoffe inbrünstig, dass Sapiencias Worte in Erfüllung gehen und ich Enya, das außergewöhnlichste aller Menschenmädchen dieser Erde, eines Tages wiedersehen werde.
Es grüßt euch herzlich und in Andacht,
Plum
(Wächter der Gesetze Dragosias und Verfasser dieses Werkes)