Epilog

Dragosia - Die Macht der Elemente Ein Fortsetzungroman von Rita Solis

Am nächsten Tag war der Himmel von grauen Wolken bedeckt. Es regnete ununterbrochen. Die Bewohner Dragosias vermuteten, dass Entarna in Trauer das schlechte Wetter geschickt hatte.
Am Nachmittag fand die Beerdigung statt. Alle Bewohner Dragosias versammelten sich vor den fünf Kopfweiden, um sich endgültig von ihrer verstorbenen Obersten Beraterin zu verabschieden. Lediglich Enyas engste Freunde und selbstverständlich ihre Familie durften inmitten der Tristia-Weiden stehen. Seltsamerweise herrschte auch dort kein mildes Wetter. An dem sonst sonnenbeschienen Ort nieselte es leicht, als ob Entarna weinen würde.
Victorias Grab war aufgrund ihrer Rückkehr in die Welt der Lebenden am Vortag ausgehoben worden. An ihrer Stelle wurde ihre Tochter begraben, die nun bei Entarna verweilte.
Drago, der sein ursprüngliches Amt des Obersten Beraters wieder angenommen hatte, und seine wiedervereinte Gattin Victoria ließen ihren Tränen freien Lauf und standen wie einst vor langer Zeit eng umschlungen beieinander, diesmal jedoch am Grab ihres einzigen Kindes. Es war mit allerlei Blumen verziert, die auf den Blumenwiesen wuchsen und von den Bewohnern Dragosias gepflückt worden waren. Inmitten der Blumen steckte das Wappen Dragosias in der Erde.
Hinter Enyas Eltern standen Noemi, Jordan und Neró. Während die Amsel einen Trauergesang anhob und der Hüter der Erde gedankenverloren auf das Grab starrte, schaute der Hüter des Wassers mit unendlicher Trauer in dem Himmel und hoffte inbrünstig, dass es Enya nun besser ging, wo auch immer sie nun war. Er legte er eine Rose neben das Wappen Dragosias und dachte an ihre kurze gemeinsame Zeit zurück.
Auf der anderen Seite stand Sapiencia, die einen Strauß Margeriten auf das Grab legte. Ihr Gesichtsausdruck ließ sich nicht deuten.
Hinter ihr waren Plum, in stiller Trauer und in Gedanken versunken, und Peach, die bitterlich weinte. Ihre Kinder waren ebenso wie Noemis Küken nicht mitgekommen.

Nach einer Stunde begann sich die Gemeinde inmitten der Kummerweiden aufzulösen. Zuerst mussten Peach und Noemi die anderen verlassen, um nach ihren Kindern zu sehen. Ihr folgten Neró und Jordan, der seinen Freund leise tröstete, und schließlich verabschiedeten sich auch Drago und Victoria, die den Anblick des Grabes ihres einzigen Kindes nicht ertragen konnten und allein trauern wollten.
Zuletzt waren nur noch Plum und Sapiencia anwesend.
Der Fellball blickte traurig zu Boden, während Sapiencia nachdenklich das Grab ihrer Enkelin betrachtete.
„Dann ist das also das Ende“, murmelte Plum bedauernd, ohne den Blick von Enyas Grab abzuwenden.
„Das Ende?“, wiederholte Sapiencia überrascht und sah der Fellkugel in die warmen braunen Augen. Ein seltsames Lächeln machte sich auf ihrem Gesicht breit, und sie konnte einen hellen Hoffnungsschimmer in Plums Gesicht aufblitzen sehen.
„Entarna hat Enya auf die Erde geschickt, um sie zu retten. Wie du weißt, war es ihr noch nicht möglich, diesen Auftrag vollends zu erfüllen.“
Der Wächter der Gesetze trat näher. Seine buschigen Augenbrauen wanderten in die Höhe, als er schlussfolgerte: „Noch? Das heißt…“
„Ja“, entgegnete Sapiencia mit einem geheimnisvollen Glitzern in den Augen. „Das ist nicht das Ende. Das ist erst der Anfang.“


Fortsetzung folgt!

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