Augen zu, Ohren auf - Teil 2

Tausend Satzschnipsel...

Natürlich stolpern die SprecherInnen mal über fremdsprachliche Ausdrücke, nuscheln über eine Passage hinweg oder verhaspeln sich bei zungenbrecherischen Wortspielen. So mancher Abschnitt muss zwei, drei, vier, zwanzig Mal aufgenommen werden, ehe der Regisseur/die Regisseurin zufrieden ist. Am Ende der Wortaufnahmen hat man dann also einen ganzen Haufen Szenen, Wort- und Textschnipsel, unter denen man dann die bestgelungenste Version auswählt. Wurde früher alles auf Tonbänder (sogenannte "Senkel") aufgenommen, geht heute natürlich alles digital. Alle Texte können im Computer noch einmal bearbeitet werden, der Lautstärke-Pegel kann verändert werden, Höhen und Tiefen angeglichen werden und Ächzer, Versprecher und – wenn nötig -  auch einzelne Buchstaben können problemlos herausgeschnitten werden. All diese aneinandergereihten Szenen machen natürlich noch lange kein Hörspiel denn:

Auf die „Mischung“ kommt es an

Mischung meint das Unterlegen der Texte und Szenen mit Musik, Geräuschen, Räumen und Atmos. Atmos sind Atmosphären, also z.B. eine Stadtatmosphäre mit Autos und Fußgängern. Denn anders als beim Film, wird beim Hörspiel nur sehr selten an Original-„Hörplätzen“ aufgenommen. Geht es in einer Szene z.B. um einen Waldspaziergang, wird das nicht im Wald, sondern in einem schalltoten Raum aufgenommen. Der schalltote Raum simuliert eine Außenakustik. Geräusche, eine hübsche Waldatmosphäre und die Schritte der Spaziergänger, werden meist erst nachträglich dazu gelegt.
"Räume" sind sozusagen der Klang, in den der Text versetzt wird, z.B. in einen Hall-Effekt mit so schönen Namen wie  "Alone in the dark" oder "big cathedral". Über den Klang der Stimmen muss sich nämlich auch ohne spezielle Geräusche (z.B. eine Tür) abbilden lassen, dass jemand von draußen nach drinnen geht....

"So, jetzt schütte ich Gift in das Glas..."

Eine wichtige Rolle spielen natürlich die Geräusche. Sie müssen die ganze Handlung illustrieren, die nicht gesprochen werden kann. Das ist aber besonders schwierig, da viele Begebenheiten (wie z.B. dass ein Mörder jemandem Gift ins Glas schüttet) akustisch sehr schwer dargestellt werden können. Es wirkt meist unfreiwillig komisch, wenn die Figuren ihre Handlungen ständig erläutern müssen ("So, jetzt das Gift hier ins Glas geschüttet..."). In Hörspiel-Krimis sterben die Mordopfer daher vorzugsweise eher durch Schüsse, Autounfälle oder glitschige Messerstechereien.

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Autorin / Autor: ~sabine~ - Stand: 18. September 2002