Augen zu, Ohren auf!

Hörspiele sind eine Ohrenweide - und eine schöne Alternative zum Flimmerkasten

Eine kunstvolle Gattung - nicht nur Kinderkram

Vielleicht kennt ihr es noch aus eurer Kinderzeit: Benjamin Blümchen, die drei Fragezeichen, Bibi Blocksberg oder unheimliche Horrorkassetten, die man im Dunklen hört und sich dabei fast zu Tode gruselt. Sicher habt auch ihr gerne Hörpsiel-Kassetten oder CDs gehört und trotzdem ist das Hörspiel eine Gattung, die man im Fernseh- und Videozeitalter ganz gerne mal vergisst oder auf bloßen Kinderkram reduziert. Warum eigentlich? Die Radiosender beweisen doch regelmäßig, dass das Hörspiel lebt und auch – oder gerade - für Ältere ein reizvoller und die Fantasie anregender Ersatz für das Fernsehen sein kann. Hörspiele sind nicht zu verwechseln mit Hörbüchern, die derzeit so boomen und in fast allen Buchhandlungen zu finden sind: von bekannten SchauspielerInnen vorgelesene Bestseller. Ein richtiges Hörspiel ist nämlich viel aufwändiger und komplexer als ein gewöhnliches Hörbuch....

Nicht alle Stoffe sind geeignet...

Viele Hörspiele basieren allerdings ebenfalls auf bekannten Romanen, wie z.B. die beiden Mammuthörspiele "Der Herr der Ringe" (SWF/WDR 1991/92) und "Die Säulen der Erde" (WDR 1999). Bei Romanbearbeitungen muss aber sehr viel umgearbeitet und umgeschrieben werden, damit die Story auch als Hörspiel nachvollziehbar bleibt. Die schaurige Landschaft im  Nebel oder die Träne im Auge einer schönen Frau kann man eben einfach nicht hören. "Original-Hörspiele", also Hörspiele, die eigens und nur für das Radio geschrieben wurden, sind oft geeigneter, weil sie die Besonderheiten des Mediums Radio schon im Text und in der Handlung berücksichtigen.

Die Kunst der Zwischentöne

Für die Aufnahme eines Hörspiels wird wie beim Film ein Takeplan erstellt, in dem das Stück so zerteilt wird und die Szenen so sortiert werden, dass die einzelnen SchauspielerInnen immer nur möglichst kurz kommen müssen. Aufgenommen werden die Texte  in ca. 2-5 Tagen. Die Hörspiele, die ihr auf den gängigen Radiosendern zu hören bekommt, werden meist von bekannten SchauspielerInnen aus Film, Fernsehen und Theater gesprochen. Lindenstrassen-Grande-Dame Marianne Rogée (alias Isolde Pavarotti), Sophie von Kessel, Tatort-Kommissar Dietmar Bär oder Jungdarsteller Daniel Brühl – sie alle haben schon bei Hörspielen mitgewirkt. Denn das Hörspiel ist  für die SchauspielerInnen eine besondere Herausforderung. Denn hier stehen einem die Mimik, all die Gesten und Grimassen nicht zur Verfügung, mit denen man Gefühle im Film und auf der Bühne so wirkungsvoll ausdrücken kann. Hier muss jede Gefühlsregung über die Stimme dargestellt werden, und das ist eine wahre Kunst. Wie legt man z.B. ein Stirnrunzeln oder ein Achselzucken in die Stimme?

Hier geht's weiter

Autorin / Autor: sabine - Stand: 18. September 2002