Kritik annehmen und sich selbst übertreffen

Foto: Isabelle Grubert

*Was machst du, wenn dir mal die Ideen ausgehen? Oder passiert das nicht?*
Ich glaube nicht, dass mir die Ideen je ausgehen werden. Mir kommen permanent und überall welche, während dem Unterricht, auf der Straße, beim Fernsehen, beim Reden, auch in Träumen. Was nicht heißt, dass alle Ideen gut sind. Eine wirklich gute Idee, bei der ich denke: daraus mache ich ein Buch oder einen Film, kommt mir gerade so oft, dass ich hoffentlich bis ans Ende meines Lebens genug Arbeit haben werde.

*Wird einem dieses Talent in die Wiege gelegt?*
Wir werden alle mit Beinen geboren, aber nur wer laufen lernt und übt, wird ein Sportler. Wenn ich mir ansehe, wie ich vor zwei, drei Jahren geschrieben habe, kann ich manchmal gar nicht glauben, dass ich damit den Mut hatte, auf Verlage zuzugehen. Allein die Freude daran, sich Geschichten auszudenken, ist längst nicht alles. Ehrgeiz und Ausdauer sind für ein kreatives Talent wie Sonnenlicht und Wasser für einen kleinen Keim.

*Ist Schriftstellerin dein Beruf für's Leben?*
Ich will immer schreiben, aber nie „nur“ schreiben. Denn es ist eine einsame Arbeit. Und es gibt noch so viele andere Möglichkeiten, um Geschichten zu erzählen. Durch Filme, zum Beispiel. Deshalb studiere ich momentan Film and Television an der New York University. Ich möchte gerne Regisseurin werden, weil man da mit vielen Menschen zusammen kreativ sein kann, was beim Schreiben nur begrenzt möglich ist.

*Hast du Kontakt zu anderen SchriftstellerInnen? Wie wichtig ist das?*
Ja, allmählich treffe ich immer mehr! Und es ist total wichtig und wunderbar, Leute mit denselben Hobbys zu kennen. Außerdem finde ich es immer sehr spannend, Menschen im echten Leben zu sehen und ihre Bücher zu lesen. Die Bücher spiegeln oft das wider, was man beim Schriftsteller erst auf den zweiten Blick erkennt.

*Ist Fantasy DEIN Genre?*
Schon vor „Nijura“ habe ich Bücher geschrieben, die wenig mit Fantasy zu tun hatten. Bestimmt schreibe ich mal etwas Historisches. Und ich habe mir fest vorgenommen, in zwei Jahren ein ganz kurzes, politisches Buch zu schreiben.

*Welches Buch hat dich so richtig umgehauen?*
Hmm… ich glaube, das waren zuletzt „Der Schatten des Windes“ von Carlos Ruiz Zafon und „Bartimäus“ von Jonathan Stroud. Die Geschichten verbinden sehr gut Unterhaltung mit Tiefe, Witz mit Dramatik. Und die Figuren sind einfach wunderbar.

*Mit wem würdest du dich gerne mal ausgiebig unterhalten?*
Mit Leonardo da Vinci, weil ich gerne wissen würde, welches (private) Wissen er mit ins Grab genommen hat, mit Nero und seiner Mutter Agrippina, um herauszufinden, ob die beiden wirklich so böse waren, und mit Schiller, weil ich seine Gedichte liebe.

*Und ganz zum Schluss: Welchen Tipp würdest du anderen jungen Autorinnen geben, die ihre ersten Romane irgendwo unterbringen wollen?*
Nie aufgeben! Immer fest dran glauben! Und ihr müsst bereit sein, Kritik anzunehmen und euch selbst zu übertreffen… dann schafft ihr es bestimmt.

Wir danken Jenny Mai Nuyen für dieses Interview.

Die Buchbesprechung

Autorin / Autor: Jenny Mai Nuyen / Redaktion - Stand: 5. Dezember 2006