Ich kann Ungerechtigkeiten nicht leiden

Basketballkörbe, Parties und Demos, Verkürzung der Oberstufenzeit – viele Probleme landen bei den Schülervertretern. Özlem Demirel ist eine von ihnen. Anja Katzmarzik hat sie besucht.

*Der Artikel wurde uns freundlicherweise von fluter - dem Magazin für SchülerInnen von der Bundeszentrale für politische Bildung überlassen.*

Große Pause. Hochbetrieb auf dem Flur in der Kaiserin-Theophanu-Schule in Köln-Kalk. Und wieder einmal kaum jemand, der sich für den Briefkasten der SchülerInnenvertretung (SV) neben der Tür zum Sekretariat interessiert. „Aber wenn Party oder Demo ist, gibt es einen echten SV-Boom.“ Özlem Demirel macht sich keine Illusionen. „Man braucht viel Zeit, um in der SV etwas zu bewegen.“ Weiteres Problem: Machen die SchülerInnenvertreter ihren Abschluss, beginnt die mühsame Suche nach Nachfolgern. SV, das heißt eben auch: Einige wenige engagieren sich für viele andere. „Aber so sollte es natürlich nicht sein“, findet die 18-jährige gebürtige Türkin aus Malatya.

Schon früh engagiert

Schon in der fünften Klasse trat Özlem – dem Vorbild ihrer großen Brüder folgend – der SchülerInnenvertretung ihrer Schule in Bielefeld bei, in Köln wurde sie Unterstufensprecherin und in der neunten Klasse Bezirksschülervertreterin. Ein Jahr später wählte sie die Landesdelegiertenkonferenz in den Landesvorstand. Heute setzt sie sich mit acht weiteren Mitstreitern im Vorstand der LandesschülerInnen-Vertretung ein. Vorstandssitzung, Stufenvollversammlung, Schulkonferenzen, Länderrat, Finanzausschuss... Während für die meisten ihrer MitschülerInnen nach Schulschluss die Freizeit beginnt, geht für Özlem die Arbeit erst richtig los. Mehrmals im Monat pendelt sie zwischen Köln und Düsseldorf. Termine, Berichte, Beschlüsse. Und an den Wochenenden? „Da hab ich Seminare.“ Den Urlaub verbrachte Özlem in einem Jugendcamp und belegte Workshops zu Themen wie „Medien und Jugend“ und „Bildung und Gesellschaft“. Freiwillig.

ManagerInnen-Leben?

Hobbys? Das war einmal... „Ja, ich hab mal Basketball gespielt. Als ich noch Zeit hatte.“ Klingt nach Manager-Leben. Das Motiv für
Özlems Einsatz: „Ich war schon immer ein Mensch, der Ungerechtigkeiten nicht leiden konnte.“ Als Özlem im November 1998 als 14-Jährige an die Kaiserin-Theophanu-Schule (KTS) kam, gab es keine richtige SV-Arbeit. „Es existierte zwar eine SV, aber von der habe ich nie was mitbekommen.“ Anders heute. Mit Hilfe des Fördervereins verschönerte die SchülerInnenvertretung die Toiletten. Zusammen mit Lehrern und Eltern fanden in diesem Jahr Projekttage und ein großes Schulfest gegen Rassismus statt. Motto: „Miteinander statt gegeneinander. Gemeinsam sind wir KTS.“ SV-Arbeit kann aber auch frustrierend sein. SchülerInnenvertretungen bekommen zu wenig Unterstützung, findet Özlem. „Da kann man auf zwei Basketballkörbe für den Schulhof schon mal fünf Monate warten.“

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Autorin / Autor: Anja Katzmarzik von Fluter - Stand: 26. Februar 2003