Vergessenes Geheimnis

Grau in grau - haben alle den Sinn von Weihnachten vergessen?

Schon wieder war bald Weihnachten.
Ich hasste dieses Fest. Ich hasste es, wie die Menschen es hinnahmen und vergehen ließen.
Ich hasste die, für die es nur aus Geschenken bestand. Viele hatten Weihnachten aber schon ganz vergessen, vergessen wofür es da war. Was wirklich der Sinn des Weihnachtsfestes sein sollte. Ich schaute aus dem Fenster. Es war grau. Graue Hochhäuser, graue Menschen ohne Ausdruck, graue Fenster, nirgends ein Gesicht. Nirgends ein Gesicht das strahlt. Alles Grau in Grau. Kalt und Grau. Kalt, grau, eckig und unheimlich menschenleer. Ich sah auf die Straße, die Gehwege, überall Menschen. Sie gingen allein eilig ihren Weg. Doch diese Menschen waren alle leer. Keiner wusste mehr um das Geheimnis. Keiner wusste vom Leben. Ich wandte mich vom Fenster ab und wünschte mir Stille.
Es war wie jedes Jahr. Kalt und grau. Ich wusste, dass die Menschen es vergessen hatten. Lange schon vergessen. Es war der größte Schatz der Menschheit gewesen und er war verloren gegangen. Verloren gegangen über die Jahre. Nur in wenigen Menschen war noch ein Teil davon. Ich setzte mich vor meine Staffelei, nahm einen Pinsel und fing an zu malen. Ich nahm Rot, Gelb, Grün und Blau. Schwarz hatte ich lange schon verbannt. Schwarz erzeugt nur grau.
Ich malte und malte. Es entstand eine fremde Welt auf Papier. Lachende Menschen, bunte Lichter und Farben, geschmückte Tannenbäume und wunderschöne Stille. Ich legte den Pinsel zur Seite und betrachtete das Bild. Es war erfüllt von tiefer Stille und unendlich großer Liebe. Die Liebe, die immer mehr verloren gegangen war, verloren auf dieser Welt, in den Menschen, verloren am größten Fest der Liebe. Ich fing leise an zu weinen, von Trauer und Glück erfüllt.
Nur wenige wussten noch um das große Geheimnis.
Um den Sinn des Festes der Liebe.

Weiter zur nächsten Adventsgeschichte >>>

Alle Einsendungen

Autorin / Autor: tecna15 - Stand: 6. Novemmber 2008