Zuletzt die Hunde

Autor: Marita de Sterck
Übersetzer: Rolf Erdorf
Umschlag: Hauptmann & Kompanie

Buchcover zuletzt die Hunde

Der junge Notarssohn Victor macht sich mitten in den heimatlichen Wirren des Ersten Weltkriegs in Belgien auf, um seinen Schäferhund Django zu suchen, während sein Bruder im Krieg ist. Bis zu dem Zeitpunkt, als er den ersten Fuß für die Tür setzt, lebt der Junge äußerst behütet und bekommt nichts von dem Elend seiner Zeit mit. So trifft ihn die Außenwelt wie ein Schlag und zahlreiche Erlebnisse, Menschen und Probleme begleiten ihn auf seiner Suche nach seinem Hund. Oder sucht er eigentlich nicht noch nach einer Antwort?

*Meine Meinung*
Der Kriegsroman von Marita de Sterck ist außergewöhnlich. Man kennt Romane um und über den Krieg meist aus der Sicht von Helden, Königen, Generälen oder zu mindestens aus der Sicht gesunder Menschen. Aber so nicht in diesem Buch, hier verfolgt man die Irren und Schrecken des Krieges zusammen mit einem stark epileptischen Jungen. Allein diese seltsame Wahl für den Helden des Buches macht das Buch spannend und bringt einen dazu, das Werk nicht mehr aus den Händen zu legen. Gleichzeitig schreibt die Autorin äußerst plastisch, manchmal grausam detailreich und sehr lebendig.

Ich finde auch sehr faszinierend, dass es nicht um den Krieg an sich geht, sondern um den Krieg zuhause, bei den einfachen Leuten, die trotz der Zustände weiterleben und arbeiten müssen. So bekommt der Leser auch viel von dem vermittelt, wie eben diese Menschen gefühlt haben, all die Verzweiflung, Verbitterung und teilweise Aufgabe wird deutlich und gleichzeitig das geradezu unheimliche Patriotische in ihren Herzen.

Das Buch bietet einiges an Diskussionsstoff, vor allem ist es aber sehr bedrückend, und ich persönlich musste nach der letzten Seite erst einmal lange über den Inhalt nachdenken und ihn sacken lassen, denn es ist durchweg melancholisch, ehrlich und traurig. Natürlich wird eine einwandfreie Botschaft, die generell gültig auf alle Kriege scheint, vermittelt. Aber der Wahrheit so ins Auge zu blicken, kann schon schwierig sein. Was das Gute daran ist, finde ich, dass man danach nicht aufhören kann. Natürlich, das Buch ist zu Ende, aber es gibt mehr Literatur und auch Hinweise im Internet rund um die Thematik, die man sich zu Gemüt führen will.

Die Autorin hat hier ein Buch geschaffen, halb  mitreißender Roman, halb historischer Erfahrungsbericht. Obwohl sie natürlich selbst nicht den Ersten Weltkrieg miterlebt hat, könnte man dies fasst meinen, so faszinierend und abschreckend naturgetreu ist das Buch geschrieben. Ich kann jedem, der mal was anderes lesen will, den Roman empfehlen, es lohnt sich sehr!
Trotzdem würde ich es erst ab 16 Jahren nahelegen, da einige Szenen tatsächlich sehr grausam oder verstörend sind.

*Erschienen bei: Oetinger*

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Autorin / Autor: ciqa - Stand: 2. November 2012