Z Royal - Das Niveau

"Deutscher HipHop ist eine ausgetrocknete Wüste, Z Royal der erlösende Regen!"

Albumcover Z Royal - Das Niveau

Das Niveau beginnt auf einem recht hohen Level. Eindringlich und mit gewaltigem Beat untermalt wirft einen das “Intro” direkt in leichte Anflüge von Depressionen, ein krasser Opener. Dass Z Royal keinen Aggrorap machen, hört man gleich, dass sie’s dennoch ein bisschen versuchen, auch. Zwar haben Hyke Wallety und Berk Pitt tatsächlisch nicht diesen dummen böser-Rapper-Slang drauf, der einen normalerweise echt krass wirken lässt. Trotzdem: Hyke Wallety versucht permanent, seine Stimme hart und kernig klingen zu lassen. Vor allem in Verbindung mit Regen- und Donnergeräuschen und Piano- und Streichermelodien ist das ziemlich lächerlich, in “Das sind wir” gefällt mir die Härte wider Erwarten ganz gut.

Den Eindruck, dass krampfhaft etwas vom Zaun gebrochen werden soll, werde ich während des Hörens nicht los; ein richtiges Verhältnis zwischen Überdramatisierung und Schlichtheit wird oft nicht gefunden. Es werden alle Geschütze aufgefahren, die jedoch auch eine Kehrseite haben: Die Refrains poppig und brav ins Ohr kriechend, die Beats fade durch viel Basseinsatz auf mackerhaft getrimmt, die Texte gesellschaftskritisch, aber irgendwie schon tausendmal gehört. Irgendetwas flasht mich das nicht so richtig.

Ich höre weiter, denn die Lyrics sind… naja, in einer Geschwindigkeit gerappt, der ich folgen kann. Und ich warte auf ein Äquivalent zu “Intro”. (Das nicht auftauchen wird.)

“Alles okay” ist wider Erwarten sogar mehr als ok, und schlängelt sich gewandt jenseits von Aggro- und Schnulzenrap irgendwo hin, wo es mir gute Laune macht. Der Rhyme flowt ganz gut, meine ich. Das macht mir neuen Mut, und tatsächlich finde ich dasselbe in grün bei “Teilzeitrapper” und “Alles wie immer”, hier gefällt mir sogar der Text, mal was anderes, was echtes, eigenes.

“Erste Glaubensfrage” skippe ich gleich. Viel zu anständig-moralisch, sowohl textlich, gesanglich als auch melodisch, bah. Beim nächsten Track ein Piano, ich mag Piano. Wieder was mit Religion und Glauben. Aber ich mag Piano, und der Rap nervt nicht allzu sehr, wäre für mich aber auch entbehrlich gewesen.

Der Synthesizer-Overload-Song “Born to be laut” kann auch mit krassen Typen wie Digga, Karazmatic oder The Edger nicht überzeugen, die immerhin etwas Abwechslung reinbringen und zugegeben eigentlich cooler sind als Z Royal - weil sie es nicht nötig haben, mit vorgespieltem Testosteron-Überschuss in der Stimme rumzuprotzen.

Ein bisschen gemotzt, ein bisschen gelobt, hier kommt mein Fazit: Alles in allem könnte “Das Niveau” dem Durchschnitts-Rap-Hörer besser gefallen als mir. Für mich muss Rap entweder krass depressiv-verstörend oder aufdringlich witzig-laut sein, und das sind mir auf “Das Niveau” einfach zu wenige Tracks.

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Autorin / Autor: annik - Stand: 16. April 2012