Wort für Wort

Autorin: Maryam Master
Aus dem australischen Englisch von Isabel Abedi

Wort für Wort lichtet sich das Dunkel, die nackten Wahrheiten kommen ans Licht und auch diejenigen, von denen jeder wusste, die aber niemand wissen wollte.

Hero stellt sich ein und dieselbe Frage: Wie soll sie bitte eine Heldin sein?
Auch der Neue an ihrer Schule, ist dem Mädchen ein Mysterium.
Jeden Schultag sieht sie mit an, wie Aria gemobbt, erniedrigt und komplett fertig gemacht wird. Er selbst sagt nichts dazu. Wirklich rein gar nichts. Kein einziges Wort. Es scheint fast, als hätte er diese verschluckt, es hat ihm die Sprache verschlagen. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Dennoch sehen sie und ihre Freundin Jaz (eigentlich Jasmin) eine Oase der Ruhe in ihm. Dem wortlosen Jungen, inmitten einer trubeligen Welt voller Lärm.
Schon bald wird aus den dreien eine Art Gang, ihr Hauptziel: Dem fiesen Mobber Rufus Sherman (aka Rufus Brutalus) aus dem Weg gehen. Doch plötzlich poltern die Ereignisse nur so vom Himmel: Rufus Brutalus geheimste Geheimnisse liegen auf einmal ausgebreitet wie ein offenes Buch, in dem die ganze Schule liest, und Aria ist ein preisgekrönter Poet?!
Hero kann all das nicht glauben, und obwohl die Fragen nur so in ihr rumoren, weiß sie, das sie nicht diese eine neugierige Person in seinem Leben sein will. Jaz und sie würden sie schon noch herausfinden. Die Geschichte des wortlosen Wortkünstlers.
Als ihre Familie (Jaz dazugezählt) Aria das erste mal zum Abendessen einlädt, durchfährt sie eine Welle aus Ungläubigkeit.
Er will an einem Poetry-Slam-Wettbewerb teilnehmen.

Meine Meinung zum Buch

Anfangs dachte ich, dass es sich bei dem von Maryam Master verfassten Roman „Wort für Wort“ (Originaltitel: „No Words“), der bei WooW Books erschienen ist und in Australien zahlreiche Auszeichnungen und Nominierungen erhielt, um ein vielleicht nicht ganz auf meine Altersklasse zutreffendes Buch handeln könnte, und dennoch habe ich ihm eine Chance gegeben. Man darf sich von den erst etwas kindlich wirkenden Illustrationen (Die vergrößerten Wörter und Sätze und manchmal auch kleinere Zeichnungen) einfach nicht abschrecken lassen, denn sie sind eine Kunst für sich.
Im Nachhinein bin ich froh darüber, ihm eine Chance gegeben zu haben.
Der Roman ist aus zwei Perspektiven verfasst: Der von Hero und der von Aria. Mir gefällt der lockere Style, mit dem die Sicht von Hero (manchmal auch Aria, aber größtenteils Hero) beschrieben wird, denn er stellt einen interessanten Kontrast zu den fast schon gehobenen und nahezu schwärmerischen Formulierungen ihres Dads, wenn er über Literatur redet, dar. Zu ihm möchte ich auch noch kommen, denn er ist wie gesagt ein Literaturliebhaber, und wie er über Sprache redet ist einfach nur wunderbar zu lesen und lässt jedes Schreiber- und Literaturliebhaber-Herz aufblühen.

Das Buch überrascht mit seinen kleinen, aber dafür liebenswerten Details, auf die auch noch auf den letzten Seiten zurückgekommen wird.
Wie eine Achterbahnfahrt oder ein Buffet mit den unterschiedlichsten Speisen, erzählt die Autorin von den verschiedensten wichtigen und aktuellen Themen, wie Mobbing in der Schule, psychischen Erkrankungen, Ängsten, dem Tod und der Flucht eines jungen Menschen aus dem Iran.
Bekannte weitere Bücher, wie auf S.76, „Der König von Narnia“ und „Die Bücherdiebin“ tauchen ebenfalls auf, was eine gewisse Sympathie erzeugt, aber die vermitteln die gut ausgearbeiteten Charaktere sowieso.

An der Lesbarkeit und der sprachlichen Verständlichkeit des Textes gibt es nicht viel zu meckern, außer dass ich einen Satz einfach aufgrund seiner tiefsinnigen Bedeutung erst nach mehrmaligem Lesen vollständig nachvollziehen konnte.
Auf den letzten Seiten finden sich zudem Übersetzungen zu den Worten auf Farsi, und auch in der Geschichte selbst werden schwierige Wörter, wie z.B auf Seite 48 „Serenität“ von den Protagonisten und nicht etwa in anbei stehenden Worterklärungen erläutert. Dieser Aspekt hat mir sehr gefallen und weitere Sympathie vermittelt. Es gab schon ab und an Worte, die mir nicht bekannt waren und welche nicht erklärt wurden, aber ich finde das ist vollkommen okay, denn für jedes kleine Wort eine Worterklärung zu haben wäre wohl etwas zu viel des Guten.
Die Spannung und emotionale Mitnahme haben mich zunehmend überrascht. Von Gänsehautschauern bis hin zu hinreißend schönen Sätzen ist alles mit dabei, und die Neugierde auf Arias Poetryslam, ob er es schafft, vor einer Masse von Menschen aufzutreten, was seine Geschichte ist und ob er überhaupt sprechen kann, halten das Ganze spannend.

Der Handlungszusammenhang war überzeugend. Ich persönlich hatte zugegeben ein wenig Startschwierigkeiten dranzubleiben, aber als ich dann richtig in die Geschichte reingekommen bin, wurde auch ich von dieser gepackt. Man muss sich einfach darauf einlassen, genauso wie Hero und Jaz es mit Aria tun.
Ich würde keine konkrete Altersempfehlung festlegen, man sollte aber am besten nicht zu jung sein (6-10 Jahre), denn die Themen sind teilweise recht hart und könnten auch verwirren, da beispielsweise eine psychische Erkrankung nicht benannt wird, sondern nur Symptome geschildert werden. (Dies allerdings recht kindgerecht und meistens mit einer Prise Humor versehen.)

Auf der anderen Seite vermittelt der Roman wichtige Werte und setzt sich mit ernsten und oft leider auch alltäglichen Themen ausseinader, mit denen sich heutzutage oft auch schon die frühe Jugend befassen muss. Doch um das Ganze hier nicht ganz so negativ zu servieren, muss erwähnt sein, das außerdem eine Menge Humor und Herzlichkeit in diesem Buch zu finden ist.
Es verkörpert eine tolle Botschaft, nämlich die, dass man den Hass niemals in sein Herz lassen darf. (S.226, „Der Hass zerstört uns.“)
Alles in allem würde ich „Wort für Wort“ auf jeden Fall weiter empfehlen, da die Autorin es schafft, uns stark zu machen, uns wichtige Aspekte, Lebensweisheiten und Tipps mit auf den Weg gibt und wie Isabel Abedi so schön sagte, auch die Hero’s in uns weckt.

Erschienen bei WooW BOOKS

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Autorin / Autor: Paulina P. - Stand: 12. August 2025