Wissenschaft geht durch den Magen
Der wissenschaftliche Spaßpreis für unwahrscheinliche Forschung "IG Nobel Prize" 2025 wurde verliehen: Von Pasta-Kunst und anderen kuriosen Erkenntnissen
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© ISTA Schmackhafte Wissenschaft: Die perfekte Cacio e Pepe Pasta, hier zubereitet am Institute of Science and Technology Austria (ISTA) in Klosterneuburg.
Wie gelingt die perfekte Cacio e pepe Pastasauce? Das traditionelle italienische Gericht lässt nicht nur Hobbyköche, sondern auch Wissenschaftler:innen verzweifeln - so sehr, dass sie das Gelingen der perfekt cremigen Sauce in einer wissenschaftlichen Studie untersucht haben. Fabrizio Olmeda, Physiker vom Institute of Science and Technology Austria (ISTA) im niederösterreichischen Klosterneuburg, versuchte zusammen mit (allesamt italienischen) Kolleg:innen verschiedener wissenschaftlicher Einrichtungen das Geheimnis der perfekten Sauce zu lüften, damit sie dann wirklich jedes Mal gelingt. Das Ergebnis: Der Schlüssel liegt in der richtigen Menge Stärke (Details, eine Anleitung und das passende Rezept findet ihr in der unten verlinkten Pressemitteilung).
Warum beschäftigt sich ein Physiker mit solchen Themen? „Mein Antrieb wird immer darin bestehen, Phänomene zu untersuchen, die mich faszinieren, auch wenn sie außerhalb meines Fachgebiets, die Physik der Einzelzell-Genomik, liegen“, sagt der Forscher, der für diese Arbeit prompt mit einem Kult-Preis belohnt wurde: einem IG Nobelpreis für Physik.
Die IG Nobel Preise, die in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen vergeben werden, würdigen abwegige, skurrile oder merkwürdige Forschungsarbeiten, die das Zeug haben, Menschen erst zum Lachen, dann zum Nachdenken anzuregen.denn das ist auch das Motto der Preise. Wenn auch "Ig" für "ignoble" also "unehrenhaft" oder "unedel" steht, ist die Auszeichnung kein bösartiger Negativ- oder Spottpreis und wird von den Nominierten häufig persönlich entgegengenommen. Auch einige Gewinner:innen der echten Nobelpreise haben schon mal IG Nobelpreise gewonnen.
Die humorvolle Preisverleihung, bei der die Geehrten üblicherweise mit Papierfliegern beworfen werden, hat Kultstatus und gilt auch unter Wissenschaftler:innen als liebenswerte Institution. Die Preise wurden am 18. September in Boston, USA, verliehen - inklusive der für die Veranstaltung typischen Kurz-Opern, Gesangseinlagen und Sketche.
Weitere Auszeichnungen für überaus merkwürdige Forschungsarbeiten
Neben der köstlichen Pasta-Expertise wurden natürlich auch eine Reihe anderer seltsamer Arbeiten ausgezeichnet.
Der Literatur-Preis ging an Dr. William B. Bean, der in seinem Werk "A Note on Fingernail Growth" das Wachstum eines Fingernagels über den Zeitraum von 35 Jahren analysiert und dokumentiert hatte - was für eine aufregende Lektüre.
Eine Auszeichnung für eine sehr zeitgemäße psychologische Studie ging an Marcin Zajenkowski und Gilles Gignac. Sie hatten erforscht, was passiert, wenn man Narzissten oder anderen Menschen sagt, dass sie intelligent sind.
Der Preis für Ernährung würdigte eine Arbeit über die Futtersuche von Regenbogen-Eidechsen in einem Seebad in Togo.
Wie Stillkinder reagieren, wenn ihre Mutter Knoblauch gegessen hat, wollten die Forscher:innen Julie Mennella und Gary Beauchamp herausfinden. Sie fanden Hinweise darauf, dass die Kinder länger an der Brust blieben und mehr saugten, wenn die Milch nach Knoblauch roch. Zur Belohnung gab es einen IG Nobel Preis für Pädiatrie (Kinderheilkunde).
Der Preis für Biologie ging an ein Team, das eine bereits 2016 ausgezeichnete IG Nobel Forschungsarbeit weitergeführt hatte. Dabei ging es um als Zebras angemalte Kühe, die durch ihre "Verkleidung" seltener von Fliegen gebissen werden.
Der Chemiepreis wurde für die ausgesprochen seltsame Fragestellung vergeben, ob der Verzehr von Teflon eine gute Möglichkeit sein könnte, das Nahrungsvolumen und damit das Sättigungsgefühl zu steigern, ohne den Kaloriengehalt zu erhöhen. Igitt!
Der Friedenspreis ging an ein internationales Forschungsteam mit deutscher Beteiligung. Darin wurde erforscht, inwieweit Alkohol manchmal die Fähigkeit verbessern kann, in einer Fremdsprache zu sprechen.
Ebenfalls um Alkohol drehte sich die Arbeit von Francisco Sánchez, Mariana Melcón, Carmi Korine und Berry Pinshow. Sie hatten erforscht, ob die Flugunfähigkeit und Echoortungsfähigkeit von Fledermäusen durch Alkohol beeinträchtigt wird. Da Fledermäuse häufig Früchte verzehren, kommen sie immer mal wieder mit Alkohol in Kontakt, was offenbar nicht gut für sie ist.
Außerdem wurden Vikash Kumar und Sarthak Mittal für ihre Analyse aus Sicht des Ingenieurwesens geehrt, wie müffelnde Schuhe das positive Erlebnis der Nutzung eines Schuhregals beeinträchtigen. Hä?
Ihr seht, Forschung ist nicht immer sterbenslangweilig und todernst und widmet sich auch nicht nur den drängendsten Fragen des (Über-)Lebens. Wie man Studien aufsetzt, welche Methoden geeignet sind und wie sehr Wissenschaft taugt, auch Geheimnisse des Alltags zu lüften, lässt sich auch an spaßigen Themen wunderbar erproben und demonstrieren.
Quelle
Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 23. September 2025