Wir wollen verstehen - Geschichte der Philosophinnen

Autorin: Ingeborg Gleichauf
Mit Bildern von Peter Schössow

Rot. Schrill. Laut. So laut wie rot das Erscheinen dieses Buches ist, so laut lässt auch die deutsche Schriftstellerin Ingeborg Gleichauf, 1953 in Freiburg im Breisgau geboren, 45 Frauenstimmen im Raum erklingen. Sie schreibt nämlich in ihrem Buch „Wir wollen verstehen: Geschichte der Philosophinnen“  über 45 Philosophinnen und gibt ihnen ihren Platz in der Philosophiegeschichte sowie ihre verdiente Anerkennung zurück.
Frauen wie Theano von Kroton, Hannah Arendt oder Martha Nussbaum werden hier in den Mittelpunkt gerückt, ihre Stimmen und Weltanschauungen der heutigen Gesellschaft sind laut und deutlich zu verstehen.

Die Vorstellung all dieser großen Denkerinnen ist Ingeborg Gleichauf zweifellos gelungen, denn Dank ihren modernen und leichten Schreibstil verleiht sie der Philosophie —die fälschlicherweise dafür bekannt ist, eine langweilige und träge Disziplin zu sein— etwas Frische und macht aus ihr eine zugleich interessante und lehrreiche Wissenschaft.
Von der Antike über die Renaissance bis zum 20. Jahrhundert präsentiert sie die Philosophinnen in chronologischer Reihenfolge. Das erleichtert die Einordnung der unterschiedlichen Denkströmungen und Philosophieschulen denen sie zugehörten, in die Geschichte.

Und somit wird ein tieferes Verständnis der Entwicklung des menschlichen Denkens —insbesondere das der Frauen— erheblich vereinfacht.
Auf diese Art und Weise bringt sie der Jugend des 21. Jahrhunderts eines der ältesten und wichtigsten Erbe der Menschheit näher, denn egal ob über die Natur, die Religion oder dem Menschen in seiner Alltäglichkeit, die Fragen die sich die Philosophinnen im Laufe der Geschichte stellten, regen jetzt auch den heutigen Leser zum Denken an.
Ebenso erwähnenswert sind die Porträts vom deutschen Illustrator und Kinderbuchautor Peter Schössow, der 1953 in Hamburg geboren ist. Das Zusammenspiel der prägnanten schwarzen Umrisse der Gesichter mit den braunen Tönen der Kleidung gibt dem Buch eine künstlerische Note.

Das Alte neu aufzufassen. Die Frauen ans Licht zu bringen, die all die Jahre im Schatten ihrer männlichen Kollegen standen und so für mehr Gerechtigkeit zu kämpfen, das hat Ingeborg Gleichauf grandios gemeistert.
Letztendlich ist „Wir wollen verstehen: Geschichte der Philosophinnen“ das beste Beispiel dafür, dass 252 Seiten genügen, um ein Zeichen zu setzen. Es sind Bücher wie dieses —Bücher die auf ein Problem aufmerksam machen und gleichzeitig die Lösung dazu geben— die eine Veränderung in der Gesellschaft in Gange setzen.
Vielleicht ist nach dieser Lektüre Theano von Kroton nicht mehr als die Ehefrau von Pythagoras bekannt, sondern Pythagoras als der Ehemann von Theano von Kroton. Oder im Idealfall, bleibt jede und jeder für seine eigenen Leistungen im Gedächtnis der Menschen.


*Erschienen bei Reihe Hanser*

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Autorin / Autor: Melanie F. - Stand: 8. März 2021