Was wäre wenn? - Die Welt ohne Fische

Autor: Mark Kurlansky , Illustrator: Frank Stockton

Wenn es um das Thema Tierschutz geht, stehen häufig beeindruckende, majestätische Arten wie Menschenaffen, Tiger oder Elefanten im Zentrum des Interesses – Tiere, die nicht nur schön anzuschauen sind, sondern die uns als Säugetiere auch evolutionsgeschichtlich gewissermaßen nahestehen. Vom Problem der Überfischung hört man zwar auch immer öfter, an den Schutz von Fischen denkt dennoch wohl kaum jemand unmittelbar; dass die Erhaltung des Lebens im Meer jedoch nicht nur für eine große Auswahl an der Fischtheke, sondern vielmehr für das ökologische Gleichgewicht unseres gesamten Planeten von oft unterschätzter Wichtigkeit ist, zeigt das Sachbuch "Was wäre wenn? Die Welt ohne Fische" auf spannende und eindrucksvolle Art und Weise.

Nicht nur inhaltlich, sondern in seiner gesamten Aufmachung überzeugt das Buch von der ersten Seite an – zugegebenermaßen würde man hinter einem Sachbuch über Fische und Fischerei vielleicht nicht unbedingt eine spannende, abwechslungsreiche und in jeder Hinsicht ansprechende Lektüre vermuten, doch eben dies gelingt Autor Mark Kulansky und Illustrator Frank Stockton: Der gezielte und vielfältige Einsatz unterschiedlicher Farben und Schrifttypen sowie unterhaltsame und gleichermaßen intelligente Comics lockern die Texte auf und machen das Buch optisch ansprechend, und die Informationen sind in fesselnde Reportagen verpackt, die auf keiner Seite Langeweile aufkommen lassen. Auch die Zitate aus Darwins "Über die Entstehung der Arten", die jedem Kapitel als Motto vorangestellt sind, sind geschickt gewählt und regen zum Nachdenken an.

Das Buch beginnt mit einer kurzen Erklärung des Problems und einer Reise in die Vergangenheit der Fischerei, um zu zeigen, wie die heutige Situation zustande gekommen ist. Auch der aktuellen Fischereipolitik ist ein Kapitel gewidmet. Porträts von Wissenschaftlern wie Darwin, Infokästen zu diversen besonders betroffenen Fischarten und zusätzliche Informationssäulen am Seitenrand ergänzen den Fließtext und sorgen oftmals für überraschende Erkenntnisse.

"Was wäre wenn? Die Welt ohne Fische" lässt es jedoch nicht bei einer kritischen Bestandsaufnahme bewenden: Der zweite Teil des Buches sucht Antworten auf die Frage, wie wir dem Problem effektiv entgegenwirken können, und findet sich nicht mit flachen Pauschalantworten ab. Motive und Beweggründe verschiedener Parteien wie der Fischer, Politiker, Umweltschützer und auch Verbraucher werden beleuchtet, und die Betrachtung aus unterschiedlichen Blickwinkeln eröffnet auch für den Leser ganz neue Einsichten. Man erfährt, warum es keine Lösung sein kann, einfach mit der Fischerei aufzuhören – aber auch, warum Maßnahmen wie Fangquoten, Aquafarming oder Verbote allein keinen Erfolg versprechen.

Allein nachhaltige Fischerei kann uns vor einer Welt ohne Fische bewahren, und auch die ist nicht immer leicht umzusetzen. Auch wir als Verbraucher haben jedoch ein Gewicht, und so bietet das Buch zusätzlich Verhaltenstipps und jede Menge Hinweise auf weiteres Informationsmaterial, etwa im Internet. Somit ist der Text zwar ein Appell an uns alle, aufzuwachen und etwas zu tun; dabei schreibt der Autor jedoch keineswegs moralisierend, sondern erklärt Zusammenhänge und gibt Einsichten, die ganz von selbst dem Leser in vieler Hinsicht die Augen öffnen. In jedem Fall ist "Was wäre wenn? Die Welt ohne Fische" unbedingt eine lohnende Lektüre – auch oder vielleicht gerade für jene, die glauben, mit dem Thema wenig anfangen zu können. Man übersieht das Buch aufgrund der fehlenden Popularität der Thematik sicherlich leicht im Regal einer Buchhandlung; eine spannende und lohnende Lektüre wartet jedoch definitiv auf jeden, der sich darauf einlässt!


*Erschienen bei: Boje*

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Autorin / Autor: fabienne - Stand: 22. Juli 2013