Wenig System erkennbar

Studie der Uni Tübingen: Sprache in Schulbüchern oft nicht altersgerecht

Mädchen stützt sich auf Stapeln von Büchern

Die Sprache in Schulbüchern enstpricht oft nicht dem Entwicklungsstand der Schüler_innen, an die sich die Texte richten. Das haben Wissesnschaftler_innen der Universität Tübingen herausgefunden, die 3.000 Texte aus Geografiebüchern von vier Schulbuchverlagen für die Klassen fünf bis zehn für Hauptschulen und Gymnasien untersucht haben. Die Texte wurden digitalisiert, um die sprachliche Komplexität mit Hilfe von computerlinguistischen Methoden auszuwerten. Dabei wurde ermittelt, wie abwechslungsreich der Wortschatz ist, welche grammatikalischen Strukturen verwendet werden, wie oft der Genitiv auftaucht und sprachliche Konnektoren wie stattdessen oder allerdings auftauchen. Die Wissenschaftler_innen hatten erwartet, dass die Sprache in Schulbuchtexten in den höheren Klassen eigentlich immer komplexer werden müsste und dieser Zuwachs an sprachlicher Komplexität idealerweise auch nach einer gewissen Systematik erfolgen müsse.

*Große Unterschiede zwischen den Verlagen*
Tatsächlich zeigte sich aber, dass es zwischen den Verlagen sehr große Unterschiede gibt und eine Systematik, nach der der sprachliche Schwierigkeitsgrad im Laufe der Schuljahre zunimmt, nicht zu erkennen ist. Viele Texte wiesen sprachliche Merkmale auf, die untypisch für die jeweiligen Klassenstufen und unterschiedlichen Schularten waren. Dabei weiß man, dass zu leichte Texte ebenso wie zu schwierige Texte nicht zum optimalen Lernerfolg führen. Sind sie zu schwierig, wird das Arbeitsgedächtnis überlastet, die Schülerinnen und Schüler können die Textelemente nicht oder nur bedingt mit den Informationen verknüpfen, die der Text eigentlich vermitteln sollte, und haben daher Probleme, den Text zu verstehen. Zu leicht dürfen die Texte ebenfalls nicht sein, weil der optimale Lerneffekt erst dann eintritt, wenn der neue Lernstoff leicht über dem aktuellen Niveau der Schüler_innen liegt.

Ob nun die untersuchten Texte tatsächlich zu leicht oder zu schwer waren, konnte die Studie nicht herausfinden, aber die Unterschiede deuten darauf hin, dass es keine sinnvollen Kriterien oder Standards gibt, nach denen solche Texte verfasst werden. Dabei wäre eine höhere Passgenauigkeit wünschenswert, wie Karin Bendes, die Erstautorin der Studie deutlich macht. 

Die Wissenschaftler_innen resümmierten, Autor_innen von Schulbüchern müssten viel systematischer berücksichtigen, was Texte passend für Schülerinnen und Schüler verschiedener Altersstufen und Leistungsniveaus macht, um die Schüler_innen inhaltlich und sprachlich zu fördern. Hierbei könnten auch computerlingustische Methoden helfen, glauben die Forscher_innen.

Sind nach deinem Empfinden die Texte in deinen Schulbüchern eher zu schwer oder zu leicht?

Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 24. November 2017