Vogelschiss- Die Graphic Novel gegen rechts

Text und Konzept: Frauke Bahle, Joachim Schneidmadl
Illustration: Julian Waldvogel
Colouring: Vincent Beck
Artdirektion: Verena Nunn

"Vogelschiss” hat nicht nur den besten Titel, den ein Buch je gehabt hat, sondern auch ein ziemlich ungewöhnliches Konzept: Es verbindet echte Aussagen, die von Mitgliedern der rechten Partei AfD (Alternative für Deutschland) getätigt wurden, mit einer Geschichte gegen Rechtsextremismus. Verpackt wurden Aussagen und Geschichte in eine Graphic Novel.

Der Titel “Vogelschiss“ nimmt Bezug auf eine Aussage von Björn Höcke. Dieser bezeichnete die Zeit des Nationalsozialismus als sogenannten Vogelschiss in der “über 1000 Jahre erfolgreicher deutscher Geschichte”. Damit redete er nicht nur die Verbrechen der Nationalsozialisten klein, sondern zeigte auch, dass er Deutschland als Nation überhöht und überzeichnet - denn tatsächlich es es äußerst fragwürdig von über 1000 Jahre deutscher Geschichte zu sprechen. Ein “Deutschland“ als Nationalstaat existiert erst seit 1871, davor war das Gebiet in viele einzelne Staaten und Kleinstaaten zersplittert und je nachdem, wann man auf die Geschichte schaut, gab es höchstens lose Staatenbünde, nicht aber ein tatsächliches Deutschland.

Diese Art von Überhöhung des eigenen Landes ist typisch für Menschen, die rechtsextrem sind. Wenn man dann wenig oder sogar kein eigenes Wissen hat, um die Verdrehungen und gefährlichen Aussagen zu widerlegen, kann leicht ein hilfloses Gefühl entstehen. Dieses hilflose Gefühl ist sowieso eines, das im Kontakt mit rechten Menschen oft entsteht. Man müsste doch etwas tun, aber was?

“Vogelschiss“ greift dieses Gefühl der Hilflosigkeit auf und erzählt die Geschichte von Eleni. An Politik ist sie nicht so wirklich interessiert, denn als alleinerziehende Mutter hat sie genug damit zu tun, den Alltag zu überstehen. Als in ihrer unmittelbaren Nähe ein Attentäter aus rassistischen Motiven neun Menschen erschießt, verfolgt Eleni, wie Rechtsextreme dem Attentäter huldigen und wie Politiker vom rechten Rand des Parteienspektrums den Anschlag relativieren.

Eleni wird nun nicht nur politisch interessiert, sondern direkt aktiv. Gemeinsam mit ihrem Nachbarn sagt sie der AfD den Kampf an und ihr Aktivismus steigert sich in immer gefährlicheren Aktionen.
Das Ende ist gut - vielleicht ein bisschen zu gut. Wohltuend und mutmachend ist es, ein solches Ende zu lesen, realistisch wirkt es leider gerade in heutigen Zeiten nicht.

Etwas gewöhnungsbedürftig fand ich (vor allem am Anfang) die Schrift, die nur aus Großbuchstaben besteht. Dann finde ich außerdem, dass die männlichen Protagonisten sich sehr ähnlich sehen - dadurch hatte ich am Anfang Schwierigkeiten, sie auseinander zu halten. Die Graphic Novel ist trotzdem für alle empfehlenswert, die sich genauer mit Äußerungen der AFD außeinandersetzen wollen, ohne anstrengende Zeitungsartikel zu lesen. Sicherlich kann sie auch gut im Schulunterricht eingesetzt werden.

*Erschienen im Guano Project Verlag*

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Autorin / Autor: Nina - Stand: 16. Januar 2023