Verfolgt - Kein Heimweg ist sicher

Autorin: Claire Allan
ins Deutsche übersetzt von Sabine Schilasky

Als die junge Krankenschwester Nell verschwindet, ist ihre Mutter Marian außer sich vor Angst. Es passt nicht zu ihrer Tochter, einfach so abzuhauen und auch aus ihrem Umfeld hat niemand von Nell gehört.
Marian ist davon überzeugt, dass ihrem geliebten Kind etwas zugestoßen sein muss. Dieser Verdacht erhärtet sich noch, als Videos auftauchen, auf denen Frauen nachts auf dem Heimweg von Männern verfolgt werden – und Nell eine dieser Frauen ist.
Was als eine Art grausamer Scherz in Darknet-Foren begonnen hat, scheint nun bitterer Ernst zu werden.
Die Polizei sucht fieberhaft nach Nell, was zunächst aussichtslos zu sein scheint.
Unter ihnen ist jedoch jemand, der mehr weiß – aber wird er dieses Wissen preisgeben, auch wenn es ihn alles kosten kann?
„Verfolgt – Kein Heimweg ist sicher“ von Claire Allan ist – schockierend.

Vor allem vor dem Hintergrund, dass es die sogenannte „Incel-Bewegung“, (involuntary celibate) wirklich gibt. Dabei handelt es sich um Männer, die – grob gesagt – den Frauen die Schuld daran geben, dass sie „nicht zum Zug kommen“ und die teilweise so abgrundtief misogyn sind, dass mir allein bei der Vorstellung, dass diese sich online organisieren könnten, ganz schlecht wird.
So schrecklich es auch war, davon zu lesen, so wichtig ist es, dass dieses Buch existiert und auf diese gefährliche Entwicklung aufmerksam gemacht wird. Grundsätzlich mochte ich das Setting, in dem die Geschehnisse abwechselnd vor allem aus der Sicht von Nells Mutter Marian und dem Mann, der die Idee mit den Verfolgungsvideos hatte, geschildert werden.
Leider ist das Buch aber in Teilen doch eher langatmig und es wird sehr, sehr, seeehr viel von der Gefühlswelt der Mutter preisgegeben. Natürlich war mir der Sinn dahinter klar, dennoch ist es mir irgendwann zu viel geworden. Nicht, weil ich die Mutter nicht verstanden hätte, sondern weil es sich für mein Befinden andauernd wiederholt hat, sodass man nach und nach das Gefühl bekam, bestimmte Szenen habe man so eigentlich schon einmal gelesen.

Sehr spannend fand ich dagegen den Einblick in die Gedankenwelt des Mannes, der die Verfolgungsvideos ins Rollen gebracht hat. Es hat mich unglaublich frustriert und wütend gemacht, wie verschoben seine Sichtweise und wie wenig reflektiert er die meiste Zeit war.

Auch die Äußerungen, die in diesen Foren getätigt wurden, haben mich unglaublich erschreckt. Das Buch war also eine Art Auf und Ab. Mal fand ich es richtig spannend, mal dachte ich „Mhm, schön, können wir zum Punkt kommen?“ Auch das Ende fand ich … naja. Ein bisschen zu einfach gelöst. Ich hatte das Gefühl, die Verantwortlichen kommen zu leicht davon. Dennoch würde ich das Buch weiterempfehlen, einfach aus dem Grund, dass dieses Thema wirklich mehr Aufklärung benötigt und es verhindert werden muss, dass Männer sich so gegen Frauen radikalisieren.


*Erschienen bei Lübbe*

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Autorin / Autor: Sarah - Stand: 05. September 2023