Tückische Adventskalender

Firmen verführen Kinder mit Gewinnspielen zur Preisgabe ihrer Daten

Vor Weihnachten haben Gewinnspiele Hochkonjunktur im Netz. Adventskalender, wohin das Auge blickt und jeden Tag gibt es die unfassbar tollsten Preise zu gewinnen. Eine feine Angelegenheit, wer möchte nicht so kurz vor Weihnachten ein paar schöne Dinge für den eigenen Gabentisch oder den von Familie und Freunden einsacken. Allerdings sind bei weitem nicht alle Adventskalender, die sich an Kinder und Jugendliche richten, seriös.

Die Verbraucherzentrale NRW hat 14 Internet-Adventskalender für Kinder, unter anderem von Bravo, RTL II und Simbatoys, unter die Lupe genommen und geprüft, welche Daten gesammelt werden und ob die TeilnehmerInnen erfahren, was mit ihren Angaben geschieht. Das Ergebnis: Die Kinder müssen fast ausnahmslos mehr Daten preisgeben, als die Verbraucherzentrale für erforderlich hält.

*E-Mail-Adresse sollte reichen*
Nach Einschätzung der Verbraucherzentrale NRW reicht es für eine Gewinnbenachrichtigung völlig aus, nach der E-Mail-Adresse und gegebenenfalls einem Kennwort beziehungsweise dem Namen zu fragen. Doch häufig, so das Ergebnis der Stichprobe, nutzen Firmen die Unerfahrenheit und Klickfreude von Kindern aus, um an weitere Personen bezogene Daten zu gelangen.

So müssen Kinder gleich bei 11 der 14 Kandidaten den Vor- und Zunamen sowie ihre Anschrift eintragen. Fehlt eine der Angaben, ist eine Teilnahme am Gewinnspiel nicht möglich. Lediglich bei drei Kalendern (pombaer.de, lizzynet.de und wendy.de) genügen E-Mail-Adresse und Passwort. Sechs Unternehmen (billa.at, bruder.de, jetfriends.com, simbatoys.de, RTL II.de, und bravo.de) fragen darüber hinaus nach Geburtsdatum bzw. Alter; bei zwei weiteren ist die Angabe des Alters freiwillig. Ein Drittel der Anbieter will sogar die Telefonnummer wissen. Fünf Veranstalter laden dazu ein, einen Newsletter zu abonnieren, über den später weitere Kaufangebote zu erwarten sind.

*Nutzungsbedingungen kaum verständlich*
Auch bei Hinweisen zum Datenschutz patzen die Adventskalender der Stichprobe. Eine Information darüber, was mit ihren Daten geschieht, können die jungen Besucher häufig nicht oder nur mit unvertretbarem Aufwand finden. So fehlt bei geolino.de jeglicher Hinweis auf den Umgang mit den Daten, bei der Hälfte der Anbieter ist das Auffinden dieser Informationen alles andere als ein Kinderspiel: Entweder sind die Nutzungsbedingungen für Jungen und Mädchen kaum verständlich oder aber innerhalb mehrseitiger Teilnahme- oder Nutzungsbedingungen versteckt. Teilweise sind die Datenschutzbestimmungen nicht direkt an Ort und Stelle verlinkt, sondern müssen außerhalb des Adventskalenders auf der Internetseite selbst gesucht werden. Immerhin bei der Hälfte der Adventskalender können die Kinder leicht verständlich lesen, dass die Firma die Angaben nur für dieses eine Gewinnspiel verwendet.

*Daten für Facebook?*
Das i-Tüpfelchen liefert bravo.de. Teilnehmer/innen am Gewinnspiel sollen den elektronischen Adventskalender mittels des umstrittenen „Gefällt mir“-Buttons „empfehlen“. So werden Daten von Minderjährigen zusätzlich bei Facebook gesammelt.

Das Fazit der Verbraucherzentrale NRW: Die meisten Kinderadventskalender ermuntern die TeilnehmerInnen zu einer Weitergabe ihrer Daten. Auf diese Weise werden Kinder und Jugendliche verführt, möglichst viel von sich preiszugeben. Eltern, die Wert darauf legen, dass Kinder einen sparsamen Umgang mit personenbezogenen Daten lernen, sollten ihren Sprösslingen vor einer Teilnahme über die Schulter schauen. Denn lediglich drei von 14 Anbietern beschränken sich auf die Nachfrage nach Kennwort und E-Mail-Adresse und informieren in kindgemäßer Weise über die Datennutzung.

Bei LizzyNet könnt ihr, wie die Verbraucherzentrale urteilt, also mit gutem Gefühl teilnehmen. :-)

Die Pressemeldung im Netz

Autorin / Autor: Pressemitteilung / Redaktion - Stand: 5. November 2011