Tradwive? Nein danke!

Studie: Traditionelle Rollenbilder lehnen die meisten jungen Frauen ab

Wenn ihr viel auf Social-Media unterwegs seid, ist euch bestimmt schon die sogenannte „Tradwives“-Bewegung aufgefallen. Die "traditionellen (Ehe-)Frauen" sind Influencerinnen, die dem veralteten Frauenbild von Weiblichkeit, Mutterschaft und Fürsorgearbeit anhängen und es wieder attraktiv machen wollen. Wie verfängt dieser Hype um das verstaubte Rollenverständnis? Das untersuchte nun eine Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB). Das beruhigende Ergebnis: Bei jungen Frauen in Deutschland dominiert zum Glück immer noch ein auf Gleichheit beruhendes Rollenbild. Immerhin denkt eine Mehrheit von 62,2 % nicht, dass es ihren Kindern schaden würde, wenn sie berufstätig sind und sehen eine traditionelle Arbeitsteilung tendenziell nicht als die beste Lösung für Familien an.

„Sie stehen für eine partnerschaftliche Arbeitsteilung bei Familie und Beruf und befürworten gleichstellungsbezogene Grundsätze“, erklärt Dr. Sabine Diabaté vom BiB und Mitautorin der Studie. Knapp ein Fünftel der jungen Frauen (19,3 %) unterstützen Gleichstellung zwar grundsätzlich, finden aber, dass eine Vollzeiterwerbstätigkeit von Müttern und Eltern insgesamt schlecht vereinbar mit den Bedürfnissen der Kinder ist. Der Social-Media-Trend der „Tradwives“ spiegelt sich ebenfalls bei knapp einem Fünftel der jungen Frauen (18,5 %). Diese Gruppe sieht die Mutterschaft als existenzielle Lebensaufgabe einer Frau an, idealisiert die Ehe und befürwortet eine traditionelle Arbeitsteilung. Sie sind auch davon überzeugt, dass ein Kleinkind unter der Erwerbstätigkeit seiner Mutter leidet, eine Frau ohne ein Kind kein erfülltes Leben führen könne oder dass sich Frauen stärker auf die Familie als auf eine Karriere konzentrieren sollten.

Was fördert „Tradwife“-Überzeugungen?

Welche Faktoren tragen dazu bei, dass junge Frauen sich zum „Tradwife“-Lebensentwurf hingezogen fühlen? Die Studie zeigt deutliche Zusammenhänge mit persönlichen Lebensumständen und sozialen Hintergründen: Vor allem Frauen, die sich selbst als religiös bezeichnen, vertreten mit höherer Wahrscheinlichkeit ein traditionelles Rollenbild. Auch Frauen, die selbst Mutter und verheiratet sind, haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, solche Überzeugungen zu teilen. Zudem vertreten formal niedrig und mittel gebildete Frauen eher Einstellungen, die dem „Tradwife“-Ideal entsprechen, als hochgebildete. „Höher gebildete Frauen machen im Durchschnitt eher beruflich Karriere und sind häufiger finanziell unabhängig. Womöglich sind sie dadurch egalitärer eingestellt und hinterfragen traditionelle Rollenbilder – oder sie wählen gerade wegen ihrer egalitären Überzeugungen emanzipatorische Lebensentwürfe“, beschreibt Mitautorin Dr. Leonie Kleinschrot vom BiB das Phänomen.

Die Ergebnisse machen deutlich: Traditionelle Bilder der weiblichen Rolle sind zwar auf Social Media sichtbar und somit auch reichweitenstark, prägen jedoch im realen Leben nur eine Minderheit. Die Mehrheit der jungen Frauen in Deutschland orientiert sich an egalitären Vorstellungen.

Die Analysen basieren auf den Einstellungen zur weiblichen Rolle von 2.709 Frauen im Alter von 20 bis 30 Jahren, die über das familiendemografische Panel FReDA (2021 und 2023) befragt wurden.

Quelle

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 23. Oktober 2025