The Last Bookstore on Earth
Autorin: Lily Braun-Arnold
Gibt es Leben nach einer Apokalypse? Und was wird aus all unseren Geschichten?
Wenn es nach Lily Braun-Arnold geht, dann lässt sich mindestens noch eine Buchhandlung finden, wenn die Welt einmal untergegangen ist.
In ihrem 2025 erschienen Roman ‘The Last Bookstore on Earth’ erzählt sie in einer Mischung aus Dystopie und queerer Liebesgeschichte von der 17-jährigen Liz Flannery, die in New Jersey nach einem apokalyptischen Sturm die vermutlich letzte Buchhandlung auf Erden betreibt. Bis auf den Handel mit den verbliebenen Menschen, die etwa andere Waren gegen Bücher tauschen, lebt sie recht isoliert. Als eines Tages Maeve in ihre Buchhandlung einbricht, gewährt Liz ihr Unterschlupf - und das Chaos beginnt. Denn ein neuer Sturm braut sich zusammen. Ob die Buchhandlung einen weiteren Weltuntergang verträgt?
Meine Meinung zum Buch
Ich kann nicht behaupten, dass der Titel in irgendeiner Form unpassend sei. Er trifft die Sache, schürt keine falschen Erwartungen und macht neugierig. Ähnlich wirkt das Cover, das den Buchladen und sein durchaus einladendes Inneres zeigt wie auch die zerrüttete Außenwelt. Die Buchhandlung ist der sichere Hafen inmitten aller Unsicherheit.
Liz tritt über den Roman hinweg als personale Ich-Erzählerin auf, was uns viele Einblicke in die postapokalyptische Gedankenwelt ermöglicht. Sie gibt häufig Referenzen zu bekannten popkulturellen Werken, was ihre Liebe zur Literatur und zu Geschichten hervorhebt und greifbar macht. Ihre Flashbacks und Geschichten der Überlebenden stellen eine schöne Ergänzung zur eigentlichen Handlung dar und verleihen der Erzählung Tiefe, die für meinen Geschmack durchaus mehr hätte sein dürfen. Liz’ Erzählstil allgemein gefällt mir gut und macht die Geschichte kurzweilig. Ich kann mit ihr als Hauptfigur gut leben, ihre Gefühle nachempfinden und auch ihr Misstrauen gegenüber Maeve. Obendrein freue ich mich ehrlich, dass die Romanze zwischen den beiden zum einen nicht zu viel Raum einnimmt - hallo, die Welt geht unter! - und sich zum anderen sehr langsam entfaltet, da beide Figuren viel durchgemacht haben.
Am Ende handelt es sich hier immer noch um eine Dystopie - und obwohl sie die meiste Zeit über doch recht gemütlich ist, für meinen Geschmack manchmal zu gemütlich (Liz ist schließlich nicht in einer Arena mit anderen Tributen und auch nicht einer der ersten Menschen auf Erden seit etlichen Jahren), wird es mitunter sehr brutal und anschaulich blutig. Das Buch verzichtet auf Triggerwarnungen und obgleich ich der Meinung bin, dass man sich auf Überlebenskämpfe in einer Dystopie einstellen kann und muss, war ich doch beim Lesen sehr überrascht, wie sehr ins Detail gegangen wird. Vielleicht ist es das Lavendellila des Buchtitels auf dem Cover, aber ich habe es nicht in dem Ausmaß kommen sehen.
Insgesamt handelt es sich bei ‘The Last Bookstore on Earth’ um eine poetische, cozy Dystopie mit einem besonderen Setting, das vielleicht doch für seine Detailgetreue auf eine Triggerwarnung hätte zurückgreifen können. Vielleicht nicht die beste Dystopie, die ich je gelesen habe - am Ende sind rund 320 Seiten auch ziemlich wenig Zeit, um eine Welt zu entfalten -, aber ein kurzweiliges und angenehmes Leseerlebnis, das noch einmal daran erinnert, sein Leben im Hier und Jetzt zu leben.
Erschienen bei Rotfuchs
Autorin / Autor: Louisa - Stand: 18. August 2025