Storm & Desire: Die Geheimnisse von Asgard 2

Autorin: S.T. Bende

Brynn studiert an der Uni, mag Pfannkuchen, verbringt gern Zeit mit ihren Freundinnen und ist in ihren Kollegen verknallt – eine ganz normale junge Frau also. So scheint es jedoch nur, denn tatsächlich ist sie eine Walküre, eine uralte und übermenschlich starke nordische Gottheit. Und auch der Ausdruck „unsterblich verliebt“ bekommt dadurch eine ganz neue Bedeutung... Dabei hätte sie ohne die asgardische Regel, dass Walküren erst ab einem gewissen Rang eine Partnerschaft eingehen dürfen, vielleicht sogar eine Chance bei dem unwiderstehlich gutaussehenden und klugen Henrik. Schließlich kennen und mögen die beiden sich schon ihr Leben lang – und das ist bei unsterblichen Göttern eine ganze Weile. So aber muss Brynn ihre ganze Selbstbeherrschung aufbieten, um ihre neueste Mission an Henriks Seite zu überstehen: nichts weniger als die Rettung der Göttin der Liebe höchstpersönlich!

Im zweiten Teil dieser Urban-Fantasy-Reihe geht es diesmal um Brynn und Henrik, zwei Charaktere, die schon im ersten Teil eine große Rolle gespielt haben. Ihre Gefühle füreinander wurden dort zwar schon deutlich beschrieben, bleiben für mich hier aber leider ebenso oberflächlich wie die Gefühle zwischen Tyr und Mia im ersten Teil. Wieder basiert die Anziehungskraft, die Henrik auf Brynn ausübt, fast nur auf seinem guten Aussehen und seiner überragenden Intelligenz, wobei es wirklich tiefgründige Gespräche oder gefühlvolle Momente zwischen den beiden kaum gibt. Während man das noch durch ihre lange Vorgeschichte miteinander erklären könnte – sie kennen sich schon so lang, dass sie nicht ständig bedeutungsvolle Augenblicke zusammen brauchen – ist das Problem leider im ganzen Buch präsent. Zu oft wird gesagt, dass etwas oder jemand eine bestimmte Eigenschaft hat, ohne dass das jedoch gezeigt wird. Beispielsweise wird immer wieder betont, dass Brynn eine „perfekte Selbstbeherrschung“ hat, sie handelt allerdings die meiste Zeit impulsiv und von ihren Gefühlen geleitet.

Zwar wirkt dieser zweite Teil insgesamt ein wenig emanzipierter als der erste Teil – immerhin ist Brynn eine Walküre und muss auch nur ein paar Mal von „den Jungs“ gerettet werden – aber für mein persönliches Empfinden wurde wieder zu viel über männliche Muskeln und weibliches Make-Up geschrieben (man sollte doch meinen, dass eine Jahrhunderte alte Walküre andere Probleme hat als verwischten Lidschatten; oder zumindest ein bisschen mehr Selbstbewusstsein?). Leider wird jegliche spärlich vorhandene Frauenpower gegen Ende des Buches zudem vollständig zunichte gemacht, als Brynn in den Rang einer Kommandantin erhoben wird. Die Belohnung dafür ist nämlich, dass sie nun von der Liebesgöttin den für sie „perfekten“ Partner zugeteilt bekommt. Zum einen ergibt die Begründung, dass Walküren von niederem Rang keine Partnerschaft haben dürfen, damit sie nicht von ihrer wichtigen Aufgabe abgelenkt werden, gar keinen Sinn – warum sollte man als Kommandantin dann weniger abgelenkt werden? Zum anderen ist die dahinterstehende Botschaft, dass jemand anderes darüber entscheiden kann, wer der perfekte Partner für einen ist, dass es überhaupt nur einen perfekten Partner geben kann, und dass dieser anscheinend männlich sein muss, doch mehr als fragwürdig.

Abgesehen von den flachen Charakteren und den aus feministischer Sicht zumindest zweifelhaften Grundideen sind große Teile dieser Geschichte auch sehr vorhersehbar – natürlich gibt es eine Eifersuchts-Storyline, sicher gibt es dramatische Kämpfe mit fiesen Ungeheuern, selbstverständlich sterben weder Henrik noch Tyr oder Mia und gewiss gibt es das unvermeidliche Happy End.

Wem also der erste Teil dieser Buchreihe gefallen hat, dem kann ich auch diesen zweiten Teil empfehlen – allen anderen Leser_innen würde ich insgesamt aber eher abraten.


*Erschienen bei One*

Deine Meinung zu diesem Buch?

Autorin / Autor: Rebecca - Stand: 12. Oktober 2023