Das Stammzellen-Steak

Umfrage zur Konsumbereitschaft von In-Vitro-Fleisch ergab hohe Werte

Könntet ihr euch vorstellen, statt einem Burger aus Rindfleisch von echten Kühen, einen aus künstlich hergestelltem "Fleisch" zu essen? Dieses sogenannte In-vitro-Fleisch wird außerhalb eines lebenden Organismus aus Muskelstammzellen hergestellt. Diese werden einem Rind oder Schwein entnommen und mithilfe von Zell- und Gewebekulturtechniken vermehrt. Wie hoch die Akzeptanz der Bevölkerung gegenüber In-vitro-Fleisch ist, hat die Arbeitsgruppe Biologiedidaktik der Universität Osnabrück untersucht.

Rund 500 Männer und Frauen ab 18 Jahren aus Deutschland nahmen an der Fragebogen-Studie teil. Dabei stellte sich heraus, dass bisher nur ca. ein Drittel der Befragten von In-vitro-Fleisch gehört hatten. 65 Prozent der Befragten gaben nach einer Beschreibung eines In-vitro-Burgers an, sie würden ihn probieren, 50 Prozent könnten sich vorstellen, ihn zu kaufen. Und 47 Prozent stimmten sogar zu, dass sie einen solchen Burger öfter anstelle herkömmlichen Fleischs nutzen wollen würden.

Schon 2020 erfolgte die erste Zulassung von In-vitro-Fleisch in Singapur mit Chicken-Nuggets aus Zellkulturen. In Deutschland ist In-vitro-Fleisch noch nicht für den menschlichen Verzehr zugelassen. Aber würde es sich hierzulande durchsetzen, wenn es auf den Markt käme? Das hänge neben rechtlichen und technischen Herausforderungen stark von der Akzeptanz der Konsument_innen ab, erklärt der Biologiedidaktiker Dr. Florian Fiebelkorn, der gemeinsam mit seiner Doktorandin Jacqueline Dupont und die Studie durchgeführt hat. „Im Vergleich zu konventionellem Fleisch ist die Produktion von In-vitro-Fleisch wesentlich nachhaltiger, denn man benötigt beispielsweise weniger Fläche und Wasser“, so Fiebelkorn weiter. Zudem müssten Tiere zur Produktion von In-vitro-Fleisch nicht getötet werden. „Für das Fleisch aus Zellkulturen dienen Tiere lediglich als Stammzellenspender – ein bei der aktuellen Tierwohldebatte nicht zu vernachlässigender Faktor“, fügt Dupont hinzu.

Das Team der Biologiedidaktik untersuchte auch, durch welche ernährungspsychologischen Faktoren die Akzeptanz individuell beeinflusst wird und wie man die Bereitschaft In-vitro-Fleisch zu konsumieren erklären kann. Einen großen Einfluss auf die Konsumbereitschaft hätte demnach eine positive Einstellung und ein hoher wahrgenommener Druck von wichtigen Bezugspersonen, einen In-vitro-Fleisch-Burger zu konsumieren. Demgegenüber steht aber offenbar die Angst vor neuartigen Herstellungsverfahren von Lebensmitteln, dies ist laut den Forschenden die stärkste Barriere, sowohl für den potentiellen Konsum als auch für die Einstellung gegenüber In-vitro-Fleisch.

Informationskampagnen und Marketingstrategien zur Steigerung der Akzeptanz von In-vitro-Fleisch sollten nach den Autor-innen vermehrt auf Ähnlichkeiten zu konventionellem Fleisch und die Vorteile für die Umwelt eingehen.

Die Ergebnisse sind unter dem Titel „Acceptance of Cultured Meat in Germany - Application of an Extended Theory of Planned Behaviour“ in der Zeitschrift „Foods“ erschienen.

Quelle

Eine ähnliche Befragung gab es auch 2021

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