Schlimm, schlimmer, Pisa 2023

Die Leistungen von Schüler:innen in Deutschland sind erneut deutlich abgesunken

"Schlechter denn je", "schlimmer", "mit bisher schlechtestem Ergebnis", "besorgniserregend", "Debakel", Absturz", "desaströs". So beschreiben Medien die Ergebnisse der aktuellen Pisa-Studie, die die Bildungsforscher:innen der OECD am 5. Dezember vorgestellt haben. Nach dem Pisa-Schock vor gut 20 Jahren sieht es nun offenbar noch düsterer aus in Deutschlands Schulen. Rund 690 000 Schüler:innen aus 81 Ländern und Volkswirtschaften hatten an der Erhebung teilgenommen - stellvertretend für 29 Millionen Schülerinnen und Schüler in aller Welt. Schwerpunktbereich war die Mathematik.

30 Prozent der Jugendlichen verfehlen die Mindestanforderungen

Die Durchschnittsergebnisse der Schüler:innen in Deutschland fielen in den drei Kompetenzbereichen Mathematik, Lesekompetenz und Naturwissenschaften schwächer aus als 2018 - es sind sogar die niedrigsten Werte, die jemals im Rahmen von Pisa gemessen wurden.
In Mathematik verfehlen 30 Prozent der Jugendlichen die Mindestanforderungen, im Lesen sind es 25 Prozent. Der Unterschied zwischen den Ergebnissen von 2018 und 2022 bilden in etwa den Lernfortschritt von einem Jahr ab. Die heute Fünfzehnjährigen hängen also sozusagen ein Jahr hinterher. Insgesamt lagen die Leistungen in den Bereichen Mathematik und Lesekompetenz nahe am OECD-Durchschnitt und nur in Naturwissenschaften leicht über dem OECD-Durchschnitt. 2018 waren die Ergebnisse noch in allen drei Kompetenzbereichen leicht über dem OECD-Durchschnitt. Vor allem im Bereich Mathematik war der Abfall der Leistungen besonders deutlich.

Stimmen zum Pisa-Ergebnis

Wie auch bei den vorhergegangenen "Pisa-Schocks" kommt nun der große Aufschrei. Wie konnte das passieren? Was hat das für Folgen? Wer hat Schuld? Was können wir tun?
„Der Rückgang von 25 PISA-Punkten, wie wir ihn gerade in Mathematik gesehen haben, kostet Deutschland langfristig rund 14 Billionen Euro an Wirtschaftsleistung bis zum Ende des Jahrhunderts“, prophezeit etwa der Leiter des ifo Zentrums für Bildungsökonomik Ludger Wößmann. Die Ergebnisse seien "Anlass zu größter Sorge".

Anja Bensinger-Stolze von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft findet die Ergebnisse „für die Lebens- und Berufschancen vieler Schülerinnen und Schüler sehr problematisch, für die Schulpolitik beschämend.“ Die Fehler im System müssten behoben werden, dazu gehöre vor allem eine Bekämpfung des Lehrkräftemangels, der sich in den schlechten Mathematik-Ergebnissen widerspiegele. „Anstatt immer wieder die Alarmglocken neu zu läuten und das ‚Scheitern‘ von Schülerinnen und Schülern zu beklagen, müssen wir die Fehler im System analysieren - und beheben“, betonte Bensinger-Stolze.

Natürlich gibt es auch Kritiker:innen, die die Daten der Pisa-Studie und ihre Vergleichbarkeit grundsätzlich in Frage stellen und das Nationen-Ranking fragwürdig finden. Der Pädagoge und Historiker Rainer Bölling gehhört zu diesen Kritikern. Er fordert in einem Interview mit dem NDR, sich auf die Probleme im eigenen Land - etwa den Mangel an Lehrpersonal - zu konzentrieren, statt immer in andere Länder zu schielen.

In den kommenden Wochen werden wir sicher noch die ein oder andere Meinung zu dem Thema hören. Ob und wenn ja welche Konsequenzen daraus gezogen werden, bleibt abzuwarten. Im Haushaltsplan für 2024 hatte Finanzminister Lindner bereits weniger Geld eingeplant als im Vorjahr. Man muss nicht hellsehen können, um zu ahnen, dass mit noch weniger Geld aus dem Pisa-Schock wohl kaum ein "Pisa-Ruck" wird, wie ihn der Verband Bildung und Erziehung (VBE) fordert.

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 6. Dezember 2023