Schlau gesagt, ausgrenzend gehandelt

Studie: Intelligenz schützt nicht vor Rassismus-Haltung

Plumpe fremdenfeindliche Sprüche, Gewalt gegen "Andersaussehende" - wer rassistische Einstellungen nur bei ungebildeten Menschen verortet, irrt gewaltig: Intelligente Menschen sind nach einer Studie der University of Michigan genauso rassistisch wie ihre weniger intelligenten Altersgenossen  - sie können ihre Vorurteile und Intoleranz nur besser verbergen.

Die Ergebnisse basieren auf einer Analyse von Geoffrey Wodtke; der Soziologie-Doktorand hatte Daten aus einer großen US-weiten Studie von mehr als 20.000 Weißen daraufhin untersucht, inwieweit ihre Denkleistung mit ihrer Einstellung über Afro-Amerikaner zusammen hing und welche Strategien sie vorschlugen, um Rassentrennung und Diskriminierung zu beseitigen.

Er stellte fest, dass gebildetere Weiße zwar eher als ungebildete Rassentrennung im Wohnviertel ablehnen, grundsätzlich schulische Integration unterstützen und gegen Diskriminierung am Arbeitsplatz sind. Aber beide Gruppen unterschieden sich kaum in ihrem Desinteresse, wenn es darum ging, Gleichberechtigung auch konkret umzusetzen. In einigen Fällen waren die "schlaueren" Weißen sogar in der Minderheit, wenn es um die Umsetzung bestimmter Antidiskrimierungsprogramme ging: Während immerhin 27 Prozent der weniger intelligenten Weißen die Busbeförderung von Schulkindern in andere Bezirke zur Integrationsförderung unterstützten, sprachen sich von den intelligentesten Weißen nur 23 Prozent dafür aus.

*Diskrepanz zwischen Denken und Handeln*
"Dieser Widerspruch zwischen politischem Anspruch und der konkreten Umsetzung ist bei intelligenteren Weißen viel ausgeprägter", so Wodtke. "Es gibt eine Diskrepanz zwischen dem, was intelligente Weiße prinzipiell unterstützen und ihrer Haltung gegenüber politischen Umsetzungsmaßnahmen, die die multikulturelle Gleichberechtigung in der Praxis realisieren."

Wodtke nennt ein weiteres Beispiel, um diese Pardoxie zu belegen: Fast alle Weißen mit fortgeschrittenen kognitiven Fähigkeiten würden sagen, die 'Weißen haben kein Recht, Nachbarschaften in Schwarze und Weiße zu trennen', aber fast die Hälfte dieser Gruppe möchte nichts gegen Immobilien-Praktiken unternehmen, die schwarze HauskäuferInnen oder MieterInnen benachteiligen.

Laut Wodtke ist die Schlussfolgerung dieser Studie, dass Rassismus und Vorurteile nicht einfach nur eine Folge von geringen geistigen Fähigkeiten oder Mängeln in der Sozialisation sind. Vielmehr resultieren sie daraus, dass dominante Gruppen ihre privilegierte soziale Stellung schützen wollen.

"Die intelligenteren Mitglieder der dominanten Gruppe sind einfach besser darin, ihre Privilegien zu schützen als die weniger intelligenten Mitglieder", so Wodtke. Sie sagen die richtigen Dinge über die Gleichberechtigung - und glauben auch daran - aber wenn es um Taten geht, die ihre Privilegien bedrohen könnten, machten sie einen Rückzieher. In vielen Fällen hätten sie sich so an diese Privilegien gewöhnt, dass sie fast "unsichtbar" seien, und jeder Versuch, auf diese Vorteile hinzuweisen, oder sie gar zu beseitigen, käme intelligenten Weißen als schweres Unrecht vor, so Wodtkes Schlusswort.

Bleibt also offenbar noch viel zu tun, um wirkliche Gleichstellung von Schwarzen und Weißen in den USA herzustellen. Und was schon dort viel Zeit in Anspruch nimmt, wird hierzulande voraussichtlich noch viel länger dauern....

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung; - Stand: 13. August 2013