Scheidung auf Chinesisch

Autorin: Liu Zhenyun
Übersetzt von Michael Kahn-Ackermann

Buchcover

Li Xuelian ist schwanger, mit dem zweiten Kind. Eine Katastrophe in Chinas Ein-Kind-Politik. Ihr Mann würde seinen Arbeitsplatz verlieren und die Familie somit ihre Zukunft. Um die Existenz zu retten, wollen sie eine Schein-Scheidung herbeiführen. Dabei lassen sie sich scheiden, Li Xuelian bekommt ihr Kind und nach Ablauf einen Jahres wollen sie wieder eine Familie sein. Doch als Li Xuelian mit ihrer Tochter zu ihrem Mann und Sohn kommt, hat dieser wieder geheiratet und will von der getroffenen Vereinbarung nichts mehr wissen. Wutentbrannt und enttäuscht zieht sie vor Gericht, und will die Scheidung als Schein-Scheidung annullieren lassen, um so wieder mit ihm verheiratet zu sein, nur um sich dann wieder scheiden zu lassen. Kurz: Sie will sein Leben zerstören, wie er ihres zerstört hat. Doch das Gericht gibt ihrem Mann Recht: die Scheidung war echt. So klagt sich Li Xuelian von Instanz zu Instanz mit immer demselben Ergebnis. Von Gerichtsvorstehern und Kreisvorstehern teilweise beleidigt, geht sie Wege der Bestechung und doch bringt alles nichts. Letztlich zieht sie zum Nationalen Volkskongress um sich über die Rechtsprechung und die Beamten zu beschweren: Mit Erfolg ... Liu Zhenyun gehört zu den erfolgreichsten chinesischen Schriftstellern. Er wurde 1958 geboren und in China preisgekrönte Werke und mehrere Bestseller herausgebracht. Einige wurden sogar verfilmt. „Scheidung auf Chinesisch“ ist sein erstes Buch auf Deutsch und soll seinen internationalen Durchbruch ebnen.

Das Buch besticht durch eine sehr ungewohnte Sprache, frei von Schnörkeln und sprachlichen Feinheiten kommt es mit einfachen kurzen Sätzen daher. Die Dialoge sind ungewohnt kurz, es werden sprachlich wenige Emotionen vermittelt. Dadurch werden die Brisanz und das Thema noch deutlicher und abstrakt beleuchtet. Ich hatte mir mehr über die Ein-Kind-Politik und das Eheleben mit einem einzigen Kind und Scheidung gewünscht zu erfahren. Der Titel ist meiner Meinung nach irreführend, hier ist kein Familienroman zu finden. Im Ganzen hat mir das Buch aus genanntem Grund nicht gefallen, hinzu kommt die für mich unschöne Sprache, ob es nun an dem chinesischen Schreibstil oder der Übersetzung liegt kann ich nicht deuten. Positiv möchte ich bemerken, zeigt es sehr gut die behördlichen Wege und den bürokratischen Staat Chinas. Die Achtung der Menschen voreinander, weitschweifige Verwandtschaftsverhältnisse und ist sicher lesenswert für politisch Interessierte oder China-Liebhaber.

*Erschienen bei Bastei Lübbe Verlag*

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Autorin / Autor: likemoon - Stand: 1. Februar 2016