Rob Longstaff - Boogaloo

Wie Schokolade für das Gehör, findet loumary

Cover Boogaloo

Er verlässt sich voll und ganz auf Akustik und die Gitarre ist sein bester Freund. Seine Stimme ist warm, ein bisschen rau, manchmal sogar heiser, aber wie Schokolade für das Gehör. Wer ist dieser Sänger, der es schon mit der ersten Strophe des ersten Liedes schafft, ein Lächeln auf das Gesicht zu zaubern? Next Johnny Cash? Man möchte mit den Fingern schnippen, mit den Füßen wippen und durch das ganze Haus tanzen. Fantastisch! Selten gibt es Alben, die den ganzen Tag mit Wiederholungsschleife laufen können, ohne Langweile aufkommen zu lassen. Rob Longstaff – eigentlich Straßenmusiker – hat es mit seinem neuen Album Boogaloo geschafft, etwas ganz besonderes zu schaffen und dabei so authentisch zu wirken wie auf der Straße. Der gebürtige Australier lebt in Berlin, was der Berliner Musikszene ausgezeichnet steht. Zwischen Reggae, Soul und Funk geht Longstaff seinen eigenen Weg, orientiert sich aber offensichtlich auch an dem Boogaloo Stil, der zwischen 1966 und 1996 in New York sehr beliebt war und sich von Boogie-Woogie ableitet. Dass der Sänger einen Sinn für Humor hat, beweist er nicht nur im neckischen Gitarrenspiel, sondern auch in der Art wie er singt. Man bekommt den Eindruck, Rob lacht innerlich während er singt, vielleicht macht er sich sogar ein bisschen über die Leute lustig. Denn obwohl meist heiter, lassen auch kritische Töne nicht auf sich warten. So z.B. „High horse low Pony“, dass all diejenigen ansprechen sollte, die meinen von ihrem hohen Ross aus auf „die da unten“ spucken zu können. Doch um dem Album gerecht zu werden, dürfen die Lyrics nicht im Mittelpunkt der Analyse stehen, denn es ist vor allem der locker flockige Rhythmus, der die Musik trägt. Trotzdem kann man ohne zu Zögern von einem Gesamtkunstwerk sprechen, denn sogar die CD-Hülle entspricht Robs umweltbewusster Haltung: gefertigt aus recyceltem Pappkarton und mit einem Stempel versehrt kann man das Album erwerben. Dass Rob Longstaff außerdem ein Kosmopolit ist, bewies er letztes Jahr: er fuhr mit dem Fahrrad von Berlin nach Sydney. So mancher Sinneseindruck seiner Reise scheint sich in „Boogaloo“ wiederzufinden.

*Erschienen bei: voll:kontakt*

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    Autorin / Autor: loumary - Stand: 29. März 2011