Rabenschwarze Machtspielchen

Forscher zeigen "politisches" Vorgehen bei Raben

Passend zum grau-nebeligen Novemberbeginn - und natürlich zu Halloween ;-) - präsentiert uns die Uni Wien neue Forschungsergebnisse über den symbolträchtigen Raben. Vielleicht weil sie uns Menschen so ähnlich sind, gibt es zum Sozialverhalten der schwarzen Krähenvögel jede Menge Vorurteile, wie zum Beispiel die, dass eine Ansammlung von Raben eine Verschwörung sei oder dass sie übernatürliche Fähigkeiten besäßen. Tatsächlich zeigt die Forschung der letzten Jahre jedoch, dass Raben unglaublich intelligent sind. Und diese Fähigkeiten nutzen sie auch, um ihre Positionen zu sichern. Die Tiere schließen sich immer wieder zu Gruppen zusammen, in denen sie auch um Machtverhältnisse konkurrieren: Wer gute soziale Beziehungen besitzt, herrscht auch - ganz so wie beim Menschen. Und um diese Herrschaft zu sichern, werden sie auch schon mal gemein: Kognitionsbiologen an der Universität Wien und an der Konrad Lorenz Forschungsstelle Grünau konnten zeigen, dass Raben in der Lage sind, strategisch in die Beziehung anderer einzugreifen. Wenn ihre Machtposition gefährdet scheint, dann stören sie einfach neue soziale Kontaktversuche von anderen Raben.

Thomas Bugnyar und sein Team untersuchen seit Jahren das Sozialverhalten wildlebender Kolkraben in den österreichischen Alpen. Sie beobachteten, dass bestimmte Vögel Beziehungen knüpfen, indem sie sich gegenseitig kraulen. Dabei fiel ihnen auf, dass das freundliche Kraulen zweier Raben immer wieder von anderen Raben unterbrochen wurde. In der Häfte der Fälle führte das dazu, dass die zarten Freundschaftsbande jäh getrennt wurden, aber es kam auch immer wieder vor, dass der Angreifer gewaltsam vertrieben wurde.

Dass diese Eingriffe nicht zufällig abliefen, wurde den Forschern klar, als sie beobachteten, dass vor allem Raben, die schon gute Beziehungen hatten, sich bei anderen einmischten und auf jene Raben abzielten, die gerade dabei waren, eine neue Beziehung aufzubauen. "Weil gut in die Gruppe eingebundene Raben soziale Macht haben, können sie sich solche riskanten Manöver leisten", erklärt der Erstautor der Studie, Jorg Massen: "Dabei greifen sie gezielt bei jenen Vögeln ein, die gerade dabei sind, eine neue Allianz zu festigen und somit eine mögliche Konkurrenz werden könnten."

Dabei handeln die Einmischer ganz vorsorglich: "Es schaut ganz danach aus, als ob Raben ständig die Beziehungen anderer beobachten und wissen, wann es zu handeln gilt, um mögliche zukünftige Probleme zu verhindern", so Massen: "Sie agieren nicht gleich bei jedem 'Flirt', aber warten auch nicht, bis es zu spät ist". Ein derartiges "politisches" Vorgehen wurde bis jetzt noch bei keiner Tierart beschrieben. Haben wir es nicht gleich gesagt? Raben sind uns Menschen eben ganz schön ähnlich ;-).

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Autorin / Autor: Redaktion /Pressemitteilung - Stand: 31. Oktober 2014