Prison Island

Autorin: Hilde K. Kvalvaag

Buchcover Prison Island

Idun und Mai sind so verschieden, wie man es sich nur vorstellen kann. Mai ist rebellisch, unangepasst und verzweifelt auf der Suche nach Liebe. Idun ist das komplette Gegenteil. Sie ist angepasst, Klassenbeste und eine geborene Langstreckenläuferin. Als Mai den Sommer über zu Iduns Familie zieht, verändert sich einiges in Iduns Leben. Denn Mai lernt am Bahnhof junge Männer kennen, die auf der Gefängnisinsel im Fjord wohnen. Sie verliebt sich in einen von ihnen – in Johan. An Iduns 16. Geburtstag machen die Mädchen schließlich einen Ausflug zur Gefängnisinsel, deren Besuch eigentlich streng verboten ist. Mai verbringt die Nacht mit Johan und auch Idun findet Gefallen an Aleksander. Als die Mädchen am nächsten Abend wieder zurück sind, kann Mai kaum erwarten, noch einmal auf die Insel zu fahren. Allerdings hat Johan ihr verboten, wiederzukommen. Und außerdem ist Johan kein normaler junger Erwachsener. Er ist kriminell und muss sieben Jahre Haft absitzen. Eine zweite Reise zur Insel wäre ein riskantes Unterfangen.

Der Leser weiß schon zu Beginn, dass die Geschichte kein gutes Ende nehmen wird. Der Prolog deutet darauf hin, dass Mai nicht mehr da ist. Auch zwischen den Kapiteln gibt es immer wieder Passagen, die aus der Zukunft geholt sind. Wirklich Sinn ergeben sie erst, wenn man das gesamte Buch gelesen hat. Die Geschichte hat ein sehr trauriges Ende, dennoch ist das Buch lesenswert. An vielen Stellen hat es mich an „Lucas“ von Kevin Brooks erinnert. Ich hatte ein ähnliches Gefühl beim Lesen. Das liegt vor allem daran, dass die Figuren sehr liebevoll gezeichnet sind. Der Leser begleitet Idun und nimmt durch sie die Welt wahr. Mai ist Idun meistens ein Rätsel – und das bleibt sie auch für den Leser. In Mais Gefühlswelt kann der Leser nicht ein einziges Mal gucken. Ihre Beweggründe werden auch am Ende des Buches nicht geklärt. Darauf muss man sich als Leser einlassen. Genauso wie auf die Melancholie, die Prison Island ausstrahlt. Über alle Seiten hinweg bleibt eine traurige Grundstimmung.

Obwohl mir das Buch sehr gut gefallen hat, habe ich auch einige Kritikpunkte gefunden. Zum einen ist das der Umgang mit den Häftlingen. Mai ist von Johan fasziniert. Später dreht sich die Diskussion darum, was er verbrochen hat. Allerdings finde ich das Bild, das von den jungen Häftlingen gezeichnet wird, sehr unrealistisch. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass alle Männer auf ihrer Gefängnisinsel friedlich beisammen sitzen und Konflikte mit Zigarettenhandel aus dem Weg räumen.

Darüber hinaus ist das Buch viel zu kurz. Das kann man natürlich über jedes gute Buch sagen, aber an dieser Stelle meine ich das etwas anders. Die Geschichte ist 140 Seiten lang. Das ist genug Platz, um die Handlung unterzubringen. Um die genauen Gefühle zwischen Mai und Johan und die Beziehung zwischen Idun und Mai herauszuarbeiten, gibt es jedoch zu wenig Platz. Ich hätte die Figuren gerne genauer kennen gelernt und mehr über die Hintergründe (z.B. warum Mai bei Idun einzieht) erfahren.

*Erschienen bei: Gerstenberg*

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Autorin / Autor: missmarie - Stand: 20. Juni 2012