Das perfekte Selfie

Wissenschaftler untersuchten, welche Foto-Perspektive die beste ist

Es schaut schon manchmal witzig aus, wenn man andere bei ihren Verrenkungen beobachtet, um sich mit dem perfekten Selbstbildnis auf ihrem Smartphone zu verewigen: Arm nach rechts oben gestreckt, Blick nach links unten gerichtet, einmal um die eigene Achse gedreht oder lieber gleich den Selfie-Stick montiert? Es gibt hunderte Arten, ein Selfie aufzunehmen, aber welche ist die beste Perspektive, um zum Beispiel attraktiv, schlank oder sympathisch zu wirken? Dies hat eine aktuelle Studie von Psychologen der Universität Bamberg untersucht. Tobias Schneider und Prof. Dr. Claus-Christian Carbon vom Lehrstuhl für Allgemeine Psychologie analysierten, welche Kamerapositionen bei einem Selfie die Wahrnehmung von Persönlichkeitseigenschaften beeinflussen. Carbon ist auf das Gebiet der Wahrnehmungspsychologie spezialisiert.

Für ihre Studie ließen sie über dreihundert Proband_innen computergenerierte 3D-Modelle realer Gesichter aus sieben verschiedenen, selfie-typischen Kameraperspektiven bewerten. Dabei legten sie den Fokus auf Eigenschaften wie Attraktivität, Dominanz, Intelligenz oder Körpergewicht. „Die untersuchten Variablen spielen eine entscheidende Rolle in sozialen Interaktionen und sogar bei der Partnerwahl. Selfies dienen oft als wichtiges Medium – ein Grund, sich als Psychologe näher damit zu beschäftigen“, erklärt Schneider. Mithilfe der Studie wollten die Forscher herauszufinden, ob bestimmte Kamerapositionen einer Person besonders schmeicheln oder eher negative Beurteilungen nach sich ziehen.

Eins der Ergebnisse war zum Beispiel, dass besonders Frauen attraktiver wahrgenommen werden, wenn sie ihre linke Gesichtshälfte zur Kamera drehen. Dagegen wirken sie offenbar hilfsbereiter, wenn sie ihre rechte Gesichtshälfte abfotografieren. Bei Männern steigerte sich die wahrgenommene Sympathie, wenn sie ihre rechte Gesichtshälfte in die Kamera hielten.

Bereits in einer Studie aus dem Jahr 2012 konnten die beiden Wissenschaftler zusammen mit Kollegen der Universität Mainz demonstrieren, dass eine Kameraposition von leicht oberhalb schmeichelnd auf die Einschätzung des Körpergewichts wirkt. In der aktuellen Untersuchung konnten sie nun zeigen, dass eine seitliche Drehung der Kamera diesen Effekt noch verstärkt. „Normalerweise halten wir bei einem Selfie die Kamera schräg neben uns und heben oder senken den Arm dabei etwas“, erläutert Carbon. „Diese intuitive Handlung, so zeigt die Studie, kann stark dazu beitragen, dass Betrachter eines solchen Bildes das Körpergewicht deutlich geringer einschätzen. Werden wir hingegen bei einer tiefer positionierten Kamera noch eher übergewichtig eingeschätzt, so kann eine typische seitliche Drehung diesen Effekt abfedern.“

So, nun wisst ihr über die perfekte Smartphone-Perspektive Bescheid; wie gut, dass uns die Forschung auch für unsere nervenaufreibendsten Alltagsprobleme die beste Lösung anbietet ;-)

Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung