Nothing Left for Us

Autorin: Alice Oseman
Aus dem Englischen übersetzt von Anne Brauner

Anders als viele andere Jugendliche in ihrem Alter findet Frances die Schule eigentlich ganz in Ordnung: Als Schülersprecherin fällt es ihr leicht, die Lehrer um den Finger zu wickeln, ihre guten Noten lösen bei ihr Glücksgefühle aus, und ordentlich beschriftete Karteikarten geben ihr ein Gefühl von Sicherheit. Wenn sie mit ihren Schulfreundinnen abends weggeht, tut sie hingegen meist nur so, als hätte sie Spaß. Tatsächlich wäre sie lieber in ihrem Zimmer, entweder auf Tumblr oder vertieft in das Essay, das sie nächste Woche abgeben muss. Frances tut was sie kann, um sich ihren großen Traum zu ermöglichen: In Cambridge zu studieren. Und bisher läuft auch alles nach Plan. Als sie sich mal wieder breit schlagen lässt, mit ihren Freundinnen auszugehen, kommt sie auf einmal mit Aled ins Gespräch – und nicht nur das. Er zitiert Frances‘ Lieblingspodcast „Radio Silence“ und outet sich sogar als dessen Creator. Frances ist außer sich vor Begeisterung, denn auch wenn sie darüber normalerweise nicht spricht, bedeutet dieser Podcast ihr unglaublich viel – beinahe so viel wie Cambridge. So entsteht eine Freundschaft zwischen der nerdigen Frances und dem ruhigen Aled, der eine Art Doppelleben führt. Sie entdecken zahllose Gemeinsamkeiten, verbringen viel Zeit miteinander und arbeiten schließlich sogar gemeinsam an neuen Folgen für „Radio Silence“. Doch als der Podcast immer bekannter wird, hat dies auch Schattenseiten, die die innige Freundschaft zwischen den beiden schwer beschädigt.

*Meine Meinung*
Zum ersten Mal auf Alice Oseman aufmerksam geworden bin ich 2015, als ich ihren Debut-Roman „Solitaire“ besprechen durfte. Schon damals war ich begeistert von ihrem Schreibstil – und bin es auch heute noch. Meine Befürchtung, mit zu hohen Erwartungen an „Nothing left for us“ heranzugehen, war unbegründet. Auch die Geschichte von Frances und Aled erzählt Oseman mit viel Witz und Charisma, aber auch mit einem Hauch Wehmut und ganz viel (platonischer) Liebe. Sie macht ihren Leserinnen und Lesern wieder einmal deutlich, dass Zuneigung und Anziehungskraft viel mehr Facetten und Ausprägungen hat, als wir es aus unendlich vielen Filmen und Büchern kennen. Die verschiedenen Elemente (Fließtext, Chats, Podcast-Abschriften, Tweets etc.) die zum Einsatz kommen, machen die Geschichte plastisch und abwechslungsreich, ohne den Lesefluss zu stören. Insgesamt entwickelt der Roman einen starken Sog, der gleichermaßen von Freude am Lesen und Sorge um die Charaktere gespeist wird. Ich bin nur so durch die Seiten geflogen, und habe die emotionale Reise durch das Schuljahr von Frances und Aled sehr genossen. Ich kann „Nothing left for us“ uneingeschränkt empfehlen!
Besonders wem die erfolgreiche Serie „Heartstopper“ auf Netflix gut gefallen hat, sollte sich auch mit „Nothing left for us“ beschäftigen, denn die Comicserie „Heartstopper“ stammt ebenfalls aus der Feder von Alice Oseman.

*Erschienen bei Loewe*

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Autorin / Autor: lacrima - Stand: 27. Juli 2022