Karamellisierte Zucchini, gerösteter Süßmais

Studie: Wie Gemüse Kantinenbesucher_innen schmackhafter gemacht werden könnte

Wer Menschen dazu bewegen will, mehr Gemüse zu essen, der sollte nicht unbedingt den Gesundheitsaspekt betonen, sondern das Gemüse lieber in den höchsten Tönen loben. Zuschreibungen wie vitaminreich, salzfrei und kalorienarm schrecken nämlich eher ab, stattdessen wollen hungrige Kantinen-Gänger_innen lieber hören, dass das Essen einfach nur wahnsinnig knusprig, cremig, süß, würzig und lecker ist. Das haben Forscher_innen der Stanford University um Bradley P. Turnwald in einer aktuellen Studie herausgefunden.

Die Studie wurde in einer Universitäts-Mensa durchgeführt. Dort wurden während 46 Tagen herkömmliche Gemüse-Gerichte serviert, allerdings unter immer etwas anders gestalteten Bezeichnungen. Gab es an einem Tag eine ganz normale Beschreibung (z.B. Karotten), wurde das Gericht an einem anderen Tag mit Worten beschrieben, die etwa den Gesundheitsaspekt betonten (Vitamin-C-reiche Zitronen-Karotten), die das Fehlen von Ungesundem betonten (Karotten mit zuckerfreiem Zitronendressing) oder mit solchen, die eher an ein schickes Restaurant erinnern (gedrehte zitrus-glasierte Karotten).
Die Forscher_innen werteten aus, an welchen Tagen und bei welchen Beschreibungen am meisten Gemüse konsumiert wurde. An der Zubereitung und Präsentation wurde außer dem wechselnden Namen nichts verändert.

Dabei schnitten die hochtrabenden Formulierungen wie "in Butter gerösteter Süßmais" oder "langsam geröstete karamelisierte Zucchini-Happen" durchgehend besser ab als der salzarme Mais oder die "Roten Rüben mit vielen Antioxidantien". Am schlechtesten schnitten Formulierungen ab, die restriktiver Natur waren und den Schwerpunkt auf das Fehlen von Ungesundem legten (cholesterin-frei, ohne Zusatz von Zucker, salzarm usw.). Die Forscher_innen erklären, dass viele Menschen, wie vorausgegangene Studien schon gezeigt haben, als gesund deklariertes Essen für weniger lecker halten und auch das Gefühl haben, es würde sie wahrscheinlich nicht so gut sättigen. Mit ihrer Studie haben die Forscher_innen diese Tendenz noch einmal bestätigen können und auch gleich eine Lösung parat: Preist das Gemüse an. Singt Oden an die in Butter geschwenkte Erbse. Schwelgt in der sanften Süße zitrus-glasierter Karotten. Versprecht Geschmacksexplosion durch sanft geröstete Süßkartoffeln mit knusprig gebratenen Zwiebeln. Das scheint besser zu wirken als alle Gesundheitsversprechen. Und warum sollte man auch all dieses schöne Vokabular von auf der Zunge schmelzender Leckerheit, von Röstaromen und himmlischer Süße allein den ungesunden Mahlzeiten überlassen? Bis diese Erkenntnis auch bei den Lebensmittelherstellern ankommt, müssen wir allerdings noch Supermarktregale voller "gesunder" Lebensmittel ertragen, bei denen das Wort "ohne" Programm ist: ohne Fett, ohne Zucker, ohne Salz, ohne Zusätze, ohne Geschmacksverstärker, ohne Fleisch, ohne Gluten, ohne Laktose, ohne Geschmack. Und ohne schöne Namen ;-).

Was denkst du darüber?

Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 20. Juni 2017