Mutter? Berufstätig!
Das Rollenbild wandelt sich und Berufstätigkeit von Müttern gilt als selbstverständlicher, sagt eine Umfrage des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB). Es gibt trotzdem noch Luft nach oben und auch kontraproduktive Gegenbewegungen.
Frauen, die trotz junger Kinder arbeiten, wurden lange Zeit als Rabenmütter abgekanzelt. Doch wenn man einer Auswertung des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) Glauben schenken darf, ist diese Ansicht in den letzten beiden Jahrzehnten glücklicherweise deutlich zurückgegangen: Während im Jahr 2005 noch 41 Prozent der 18- bis 50-Jährigen meinten, dass ein Vorschulkind unter der Erwerbsarbeit seiner Mutter leiden würde, ging dieser Anteil bis 2021 auf 23 Prozent zurück. Gleichzeitig sehen aktuell 60 Prozent in einer beruflichen Tätigkeit von Müttern keinen negativen Einfluss auf die Kinder (2005: 42 Prozent).
Diese Zahlen hat das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) auf Basis von Daten des Generation and Gender Survey (GGS) und des familiendemografischen Panels FReDA veröffentlicht; hierfür wurden Menschen im Alter von 18 bis 50 Jahren befragt. „In den vergangenen Jahren hat sich die Einstellung zur Müttererwerbstätigkeit und zu den vermuteten Folgen für die Familie stark gewandelt“, fasst die Soziologin Dr. Sabine Diabaté vom BiB die Ergebnisse zusammen. Der beobachtete Meinungswandel hat sich besonders stark in Westdeutschland vollzogen. Im Osten Deutschlands hingegen ist die Erwerbsarbeit von Müttern junger Kinder schon lange stärker verankert. Die hohe Akzeptanz geht in Ostdeutschland mit einem breiteren Angebot bei der öffentlich finanzierten Kindertagesbetreuung einher.
Erwerbstätigkeit von Müttern ist deutlich angestiegen
Gegenwärtig sind 69 Prozent aller Mütter mit minderjährigen Kindern erwerbstätig (Stand 2022). Während das Alter der Kinder nicht beeinflusst, ob Männer einem Job nachgehen, steigt die Zahl berufstätiger Mütter mit dem Alter ihres jüngsten Kindes. Trotzdem arbeiten viele Mütter in Teilzeit, was natürlich Folgen für ihr Einkommen und ihre Altersabsicherung hat. Viele junge Menschen empfinden es inzwischen als Norm, dass beide Elternteile arbeiten, aber in Form des sogenannten ‚Eineinhalbverdiener-Modells‘.
Kochen, Putzen und Wäschewasche bleibt ungerecht verteilt
"Doch obwohl sich Paare die Erwerbsarbeit zunehmend aufteilen, wird die Hauptlast der Sorgearbeit weiterhin von Müttern getragen", erklärt Diabaté. Noch immer erledigen sie häufiger Aufgaben wie Kochen, Putzen und Wäschewaschen. So berichten lediglich 17 Prozent der Väter, mehr als ihren gerechten Anteil an Hausarbeit zu übernehmen – bei den Müttern sind es über 50 Prozent. Auch mit der Betreuung, Pflege und Unterstützung von Kindern verbringen Mütter nach eigenen Angaben mehr Zeit: Drei Viertel von ihnen geben an, immer oder überwiegend die Pflege ihrer erkrankten Kinder zu übernehmen. Lediglich eine Minderheit (21 Prozent) der Eltern teilt sich diese Aufgabe zu gleichen Teilen auf. Anders ist es bei Tätigkeiten wie dem Spielen oder bei Freizeitaktivitäten – hier berichten 58 Prozent der Mütter, dass sie und ihre Partner sich gleichermaßen einbringen.
Rolle rückwärts?
Es ist also bei aller Freude über mehr Selbstverständlichkeit mütterlicher Berufstätigkeit noch viel zu tun. Der zum Gruseln schaurige "Tradwife" Trend in sozialen Netzwerken setzt hier sicher die falschen Akzente. Tradwife ist eine Abkürzung für “Traditional Wife” ("traditionelle Ehefrau"), in den sozialen Netzwerken präsentieren sich "Influencerinnen" beim Kuchenbacken, Essen zubereiten, der Kinder- und Körperpflege und dem duldsamen Dasein als das Heim hütende Hausfrau inklusive Unterwürfigkeitsgebot. Der Trend ist vor allem aus den USA herübergeschwappt, passt aber auch hervorragend zur rückwärtsgewandten Politik der AfD, die Frauen liebend gerne schnurstracks zurück an den Herd schicken würde.
Quelle:
Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 30. April 2024