Memories of Summer Wer bist du ohne Vergangenheit?

Autorin: Janna Ruth

In der Geschichte geht es um Mika und um Erinnerungsspenden, die Depressionen heilen sollen. Mika ist ein Jugendlicher, der gerne zur Memospende geht, schließlich tut er damit etwas Gutes und er bekommt ordentlich Geld dafür. Anfangs noch, um sich technische Spielereien zu leisten, später jedoch, um die teuren Medikamente eines Familienmitglieds zu bezahlen. Als er dann eine Kindheitsfreundin trifft, an die er sich jedoch nicht mehr erinnern kann – scheinbar hat er alle Erinnerungen an sie gespendet – beginnt er langsam zu zweifeln, ob er das Richtige tut. Aber seine Erinnerungen zurückzubekommen, stellt sich als schwieriger heraus als gedacht. Vor allem: Was tun, wenn sie schon jemandem verabreicht wurden, der sie dringend benötigt hatte?

Den Schreibstil mochte ich sehr. Anfangs war ich total begeistert. Zwischenzeitlich hat die Geschichte etwas nachgelassen. Gegen Ende wurde es dann aber wieder besser. Sprachlich gesehen hat mir das Buch wirklich sehr gut gefallen. Mit der Autorin hat der Verlag jedenfalls einen Glücksgriff gemacht. Das war mein erstes Buch vom Moon Notes Verlag und meine Erwartungen an die anderen Bücher sind jetzt sehr hoch.
„Memories of Summer“ ist ein dystopisches Buch, wenn auch nicht im „klassischen“ Sinne bzw. so, wie ich es gewohnt bin (inkl. Regimesturz und dergleichen). Das Buch spielt in der nahen Zukunft, die Technik ist um ein Vielfaches fortgeschrittener als heute, aber die Strukturen sind nicht so extrem wie beispielsweise in den Hunger Games. Die dystopischen Anteile sind vergleichsweise „harmlos“ und dezenter verpackt. Auch der „Showdown“ nimmt keine epischen Ausmaße an. Aber das muss er auch gar nicht.

Das Buch beschäftigt sich viel mit der Frage, was einen Menschen ausmacht. Erinnerungen und Erlebnisse machen einen Menschen zu der Person, die man ist. Aber wieviel Selbst ist man noch, wenn einem alles abhandenkommt, was einen ausmacht? Der Protagonist Mika muss teilweise zu drastischen Mitteln greifen und es ist erschreckend, was mit der Persönlichkeit passiert. Einerseits finde ich die Thematik sehr spannend und interessant und ich frage mich, wie es wohl wäre, wenn es so etwas wirklich gäbe. Andererseits denke ich nicht, dass ich da persönlich mitmachen würde.
Die Geschichte dreht sich mehr um die Hauptperson und deren Schicksal als um das Schicksal der kompletten Welt, was auch gut und vor allem in dem Genre mal was Anderes für mich ist. Das Buch bewegt sich daher mehr auf der persönlichen Ebene, da es viel um Mika und seine Familie geht. Es wird auch etwas drastisch und dramatisch, deswegen sollten manche Leser die Triggerwarnungen anschauen, bevor sie zum Buch greifen. Alles in allem ein sehr gutes Buch, das man auf jeden Fall weiterempfehlen kann.


*Erschienen bei Moon Notes*

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Autorin / Autor: Lisa - Stand: 11. Januar 2022