Mathekenntnisse: Bescheiden

Umfrage bescheinigt Erwachsenen Defizite beim Umgang mit alltäglichen mathematischen Fragestellungen

Dreisatz, Prozentrechnung, Textaufgaben? Pustekuchen! Offenbar haben viele Deutsche Defizite beim Umgang mit alltäglichen mathematischen Fragestellungen. Sogar ChatGPT rechnet besser als 92 Prozent der Menschen hierzulande! Das, was wir im Mathematikunterricht gelernt haben, können viele im Alltag nicht anwenden: Wir verstehen Grafiken und Verbraucherinformationen nicht richtig, und zu viel Text führt zu Verwirrung oder sogar Verweigerung. Außerdem mangelt es uns an räumlichem Vorstellungsvermögen und an der Fähigkeit, einzuschätzen, ob ein Ergebnis eher richtig oder falsch sein könnte.
Diese erschütternden Ergebnisse legte die Studie „Bürgerkompetenz Rechnen 2023“ offen, die die Wochenzeitung DIE ZEIT zusammen mit Mathematikdidaktiker Prof. Dr. Ulrich Kortenkamp von der Universität Potsdam vorgelegt hat. Insgesamt 1005 Personen zwischen 18 bis 65 Jahren bekamen in einer Umfrage 29 Aufgaben mit Alltagsbezug, die überwiegend das Niveau der 8. Klasse hatten. Dabei zeigte sich: Vor allem das Umrechnen von Maßeinheiten, das Herauslesen von Informationen aus Texten und Grafiken sowie das Übersetzen von Alltagsphänomenen in Rechenoperationen und umgekehrt fällt den Befragten schwer. Die Hälfte kann zum Beispiel nicht ausrechnen, wie sich eine geänderte Geschwindigkeit auf eine Fahrtzeit auswirkt. Und auch bei Prozentrechnung und Wahrscheinlichkeitsrechnung zeigten sich Probleme.

Leichte Verbesserung gegenüber 2013

Die Aufgaben waren identisch mit einer Umfrage, die bereits 2013 durchgeführt wurde. Gegenüber der Umfrage vor zehn Jahren gibts allerdings leichte Fortschritte: Lösten die Teilnehmer:innen damals durchschnittlich 19,4 Aufgaben korrekt, so waren es diesmal 20,4. Die Verbesserung ist vor allem auf die jüngeren Teilnehmer:innen zurückzuführen: Von den Baby-Boomern über Generation X und Millennials bis zur Generation Z werden die Ergebnisse für manche Aufgaben besser. „Diese Verbesserung kann man allerdings nicht eindeutig auf den veränderten Schulunterricht zurückführen“, sagt Ulrich Kortenkamp, der schon die Umfrage von 2013 mit konzipiert hatte. „Es kann auch damit zusammenhängen, dass wir im täglichen Leben zunehmend mit Aufgaben zu tun haben, die zumindest minimale mathematische Fähigkeiten erfordern.“

Männer rechnen immer noch besser als Frauen

Ein Ergebnis hat sich leider in den letzten Jahren nicht geändert: Noch immer liegen die Testresultate der Männer deutlich über denen der Frauen. In diesem Jahr wurden sämtliche Fragen auch der KI-Software ChatGPT vorgelegt. Der Chatbot löste 27 von 29 Aufgaben korrekt und war damit besser als 92 Prozent der Deutschen. Trotzdem sollten wir uns damit nicht aus der Nummer herausstehlen und unsere Matheaufgaben nur noch vom Chatbot lösen lassen. „Wir werden vielleicht in Zukunft öfter Künstliche Intelligenzen die Lösungen von mathematischen oder anderen Aufgaben generieren lassen“, sagt Kortenkamp, „aber wir müssen in der Lage sein, diese zu überprüfen und zu verifizieren.“

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Autorin / Autor: Redaktion/ Prressemitteilung - Stand: 31. Oktober 2023