Lykke Li - Wounded Rhymes

Die verrucht verspielte Li hat ein wunderschönes Album mit einzigartigem, dunklem Indiepop kreiert.

Albumcover "Wounded Rhymes"

Die einzigartige Künstlerin Lykke Li hat ihr zweites Album, das bereits im Februar letzten Jahres erschien, noch einmal wiederveröffentlicht; mit nun ein paar Bonustracks.

Li bleibt ihrem einzigartigen Stil mit diesem Album teilweise treu; hat aber doch kräftigt an ihrem Image gefeilt. Wie auch im ersten Album „Youth Novels“ (2008) sind alle Lieder des Albums so herrlich tragisch, melancholisch – wie gemacht für belanglose Nächte, die danach dursten gefüllt zu werden mit bedeutsamen Worten und verspielten Klängen. Schnell ist man verliebt in Lykke Li’s engelsgleiche Stimme, die jedem Lied ein bisschen Zauber verleiht. Auch in diesem Album hat sie es geschafft, durch ihren erstmals gewöhnungsbedürftigen Stil, eine Traumwelt der Klänge zu illusionieren, durch die ihre Stimme dich leitet und weit weglockt, in ein fernes Land.

Im Vergleich zum ersten Album von 2008 ist Li nun mystischer und dunkler. In „Youth Novels“ flüsterte sie noch ihr schüchternes „Tonight“ und zauberte den Zuhörern mit ihrem verträumt, verspielten „Dance, Dance, Dance“ ein Lächeln ins Gesicht. Von diesem Sing-Sang ist im zweiten Album nicht mehr viel übrig. Gleich mit dem ersten Song des Albums „Youth knows no pain“ geht es los mit Trommeln und Rasseln; die Songs sind wilder, chaotischer und nicht mehr, die eines kleinen Mädchens. Aber das Album bleibt abwechslungsreich: Zwischen den lauteren Songs  findet man auch langsame, die an ihr altes Album erinnern, wie z.B. „I know places“ oder „Sadness is a Blessing“.

Die Texte sind nach wie vor teilweise verwirrend und abstrakt, aber harmonieren, meiner Meinung nach, perfekt mit Li’s Flüstern in der Stimme. Nicht umsonst sind sie im Heftchen des Albums alle abgedruckt; Wenn man wollte, könnte man sie Poetik nennen und analysieren wie ein Gedicht. Jedes Wort, das die nun so verruchte Lykke Li in den Mund nimmt, erscheint unmittelbar bedeutungsvoll. Li wirkt hier, im Vergleich zum ersten Album, mutiger, z.B. im flotten Song „Get some“ heißt es im Refrain „I‘m you‘re prostitute“. Li ist kein Lämmchen mehr, sondern eine fordernde Frau, die in der Ballade „Unrequited Love“ singt: „I’ll live again and get back what I gave my men“.

Neben dem Original ist in der neuen Version des Albums auch der allseits bekannte „Magician Remix“ von „I follow Rivers“ enthalten, der mittlerweile von Schweden über die ganze Welt reiste und dem Album mehr Pepp gibt. Ebenso findet sich auf der zweiten CD auch noch eine Slow-Version des Songs und zwei elektronische Cover des Ohrwurms „Get some“, die mir persönlich gut gefallen.

Mein absolutes Lieblingslied des Albums ist das teilweise mit elektronischen Beats unterlegte „Love out of Lust“; sowohl die Melodie als auch der Text sind wunderschön und wenn man möchte, darf man sogar ein bisschen anfangen zu philosophieren; die Verse regen jedenfalls definitiv zum Nachdenken an. Wer Lykke Li noch nicht kennt und beim ersten Anhören weniger begeistert ist, sollte sich ruhig die Zeit nehmen noch ein weiteres Mal hinzuhören -Wie gesagt, ihr Stil ist erstmals ungewohnt und klingt unharmonisch. Wer gerne The XX, Thom Yorke, BOY oder Lana del Rey hört, dem wird es sicher gefallen.

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Autorin / Autor: Alina - Stand: 05. Juli 2012