Lover Boy - Niemand liebt dich so wie ich
Autorin: Antonia Wesseling
„Niemand liebt dich so wie ich“. Dieser Satz, der auf den ersten Blick wie eine aufrichtige Liebeserklärung wirkt, kann auch viele schlechte Gefühle, Ängste und Manipulationen verbergen… Davon handelt das Buch „Loverboy“ der deutschen Autorin Antonia Wesseling. Das Buch greift dabei ein äußerst wichtiges und sensibles Thema auf: die Manipulation und emotionale Abhängigkeit in toxischen Beziehungen – insbesondere im Kontext des sogenannten "Loverboy"-Phänomens.
Die Protagonistin ist Vivian. Ihr Leben verlief bislang ziemlich chaotisch und auch in der Liebe hatte sie bislang eher Pech als Glück. Nun erhofft sie sich in ihrer neuen Freundschaft mit Lola und ihrer neuen Beziehung zu Pascal Stabilität und Zufriedenheit. Doch Pascal entpuppt sich als manipulativer „Loverboy", der Vivian zunehmend isoliert und kontrolliert. Als Vivian nach einem Streit mit Lola verschwindet, machen sich Lola und Elias, Vivians Halbbruder, auf die verzweifelte Suche nach ihr. Dabei stoßen sie auf dunkle Geheimnisse und gefährliche Machenschaften, die sie an ihre eigenen Grenzen führen und sie in ein absolutes Gefühlschaos stürzen.
Der Einstieg in die Geschichte fällt allerdings nicht ganz leicht. Die Handlung beginnt etwas holprig, und es dauert eine Weile, bis man sich in die Charaktere und ihre Welt eingefunden hat. Dies liegt zum Teil auch an den häufigen Perspektivwechseln, die zwar unterschiedliche Blickwinkel eröffnen, jedoch auch dafür sorgen, dass man sich nur schwer an eine Figur binden kann. Die Geschichte wird dabei sowohl aus Lolas als auch aus Elias Sicht sowie aus der Sicht von Vivian anhand ihrer Tagebucheinträge erzählt. An manchen Stellen wirkt die Erzählweise dadurch etwas sprunghaft und man muss den ein oder anderen Satz zweimal lesen.
Einige Situationen und Entwicklungen hätten mehr Tiefe oder emotionale Ausarbeitung vertragen können, um die Kombination von Spannung und Romantik zu kombinieren. Die Liebesgeschichte von Elias und Lola ist dabei sehr überraschend und nicht vorhersehbar, allerdings auch nicht unbedingt fesselnd. Die Suche nach Vivian ist aber sehr spannend und ereignisreich gestaltet. Der Autorin gelingt es dabei, die Leser:innen bei der Suche mitzunehmen, sodass diese das Gefühl haben, miträtseln zu können. Der Plot verbindet geschickt Thriller-Elemente mit einer emotionalen Romance. Die Dynamik zwischen den Figuren ist intensiv und realistisch und neben emotionalen und romantischen Szenen werden auch Unsicherheiten und Konflikte facettenreich dargestellt. Auch die Nebenstränge der Geschichte passen zu der Handlung, beinhalten allerdings ebenfalls emotionale Themen von psychischen Problemen bis hin zu Demenz.
Aufgrund der belastenden Thematik – psychische Manipulation, emotionale Gewalt und sexuelle Ausbeutung – halte ich das Buch persönlich erst für Leser:innen ab 16 Jahren geeignet. Empfehlenswert ist es für alle, die eine Geschichte abseits eines klassischen Romans suchen und auch mit belastenden Themen umgehen können. Dann erwartet die Leser:innen eine emotional aufwühlende Geschichte mit unerwarteten Wendungen, für die man sich beim Lesen ausreichend Zeit nehmen sollte.
Erschienen bei Droemer Knaur
Autorin / Autor: Leonie M. - Stand: 23. Juni 2025