Lieber ertragen als beschweren?

EU-Studie: Kinder nutzen selten Online-Beschwerdestellen

Wenn Kinder im Internet surfen, begegnen sie nicht nur Welten, die auf sie zugeschnitten sind. Um sie vor belastenden Inhalten zu schützen, haben daher viele Webangebote Online-Beschwerdestellen eingerichtet, bei denen junge UserInnen Belästigungen anzeigen können. Leider werden sie nach einer neuen Studie des Forschungsnetzwerks EU Kids Online aber nur selten genutzt. Nur 13 Prozent der europäischen Kinder, die im Internet Mobbing erlebt haben, durch Pornografie belästigt wurden oder andere schlechte Erfahrungen gemacht haben, nutzten die vorhandenen Meldesysteme. In Deutschland sind es sogar nur acht Prozent, die sich beschwert haben, wenn sie belästigt wurden.

*Hauptgrund: Mangelndes Wissen*
Obwohl viel und oft vor mangelnden Privatheitseinstellungen in sozialen Netzwerken wie Facebook gewarnt wird, machen rund ein Viertel der Neun- bis 16-Jährigen ihre Profil-Informationen öffentlich zugänglich. Wie die StudienautorInnen wissen, ist in dieser Gruppe der Anteil derjenigen, die nicht wissen, wie man die Privatheitseinstellungen ändern kann, besonders hoch, es fehlt ihnen also an Kompetenz. Interessant ist auch, dass vor allem die Kinder ihre Informationen auf öffentlich gestellt haben, denen die Eltern zuvor verboten haben, überhaupt ein Profil einzurichten. Die Studie fordert daher von den Anbietern, dass sie die Profile von Jüngeren auf „privat“ voreinstellen und die Kinder gezielter über die Gefahren aufklären.

„Wenn sich Kinder im Internet verletzt fühlen, müssen sie die Möglichkeit haben, sich zu beschweren oder Hilfe zu suchen. Online-Meldesysteme können dabei helfen, allerdings nur dann, wenn sie gut sichtbar und leicht bedienbar sind und wenn sie tatsächlich wirksame Hilfe bieten“, so Prof. Dr. Uwe Hasebrink, Direktor des Hans-Bredow-Instituts und verantwortlich für den deutschen Teil der EU Kids Online-Studie.

Am Mittwoch treffen sich in Brüssel führende Vertreter aus Internetwirtschaft, Politik und Nichtregierungsorganisationen, um über Maßnahmen zu beraten, die das Internet für Kinder sicherer machen sollen. Die Gruppe namens „Coalition to make the internet a better place for kids“ will einfach zu bedienende Online-Meldesysteme und altersangemessene Privatheitseinstellungen erarbeiten. Der Bericht von EU Kids Online liefert dazu Hintergrundinformationen auf Grundlage einer Befragung von 25.000 Kindern zwischen neun und 16 Jahren in 25 europäischen Ländern.

Autorin / Autor: Redaktion/Pressemitteilung - Stand: 11. Juli 2012