‘Lessons of Hearts and Magic' ist ein Fantasy-Roman aus der Feder von Marion Meister, erschienen im Juni 2025 im Moon Notes Verlag. Die Geschichte erzählt von Lou, die in Olresa lebt: einer Welt, in der Frauen der Zugang zur magischen Akademie, dem Herz der Magie, verwehrt bleibt. Während Männer dort die kontrollierbare Runenmagie erlernen dürfen, gilt die emotionale Herzmagie der Frauen als gefährlich und unkontrollierbar. Frauen mit starker Magie werden verfolgt und verhaftet - kurzum, unterdrückt. Als ihre Tante Peg entführt wird und schließlich Lous eigene Magie erwacht, wird die Situation für sie lebensbedrohlich. Um der Verfolgung zu entgehen, fasst Lou einen riskanten Entschluss: Als Louis van Peg verkleidet, schleicht sie sich in die Akademie. Denn während andere Frauen ihre Magie kaum übersehen können, ist ihr “Leuchten” für Männer unter normalen Umständen unsichtbar. An der Akademie stößt sie schließlich auf ein Geheimnis, das ihre gewohnte Welt ins Wanken bringt.

Ich habe mich aus verschiedenen Gründen von dem Buch angesprochen gefühlt: Zum einen war es für mich die Prämisse - eine Frau, die gegen ihre Unterdrückung in einer magischen Welt kämpft -, zum anderen Titel und Cover. Die Gestaltung gefällt mir außerordentlich gut und hat mich sofort neugierig gemacht (was mich vielleicht zu einer sehr oberflächlichen Leserin macht?). Der Farbverlauf schafft eine schöne Fantasy-Ästhetik und lässt auch Sievern wiedererkennen, der im Handlungsverlauf eine Rolle spielt. In der Erstauflage erscheint der Roman zudem mit einem schönen Farbschnitt, was ihn zu einem Hingucker im Regal macht.

Das Worldbuilding des Romans ist mir positiv ins Auge gesprungen. Meister konnte ein Setting erschaffen, in dem die Runenmagie der Männer als schöner Kontrast zur emotionalen Herzmagie der Frauen fungiert und Frauen, wie auch leider in unserer Welt, als emotional abstempelt werden. Das Academy-Setting mit dem “Girl-disguised-as-Boy"-Trope bietet eine schöne Grundlage für spannende Verwicklungen an der Akademie, wobei ich mich stellenweise schon gefragt habe, wie realistisch dieses Versteckspiel im Erwachsenenalter ist. Lou wird ihr ganzes Leben lang klassisch ‘weiblich’ sozialisiert, erwirbt eine weibliche Sprechmanier - ich kann mir kaum vorstellen, dass ein Kurzhaarschnitt da ausreicht, um den Großteil der männlichen Schülerschaft zu täuschen.

Für mich kam außerdem unerwartet, dass genau die Prämisse, in die ich mich ursprünglich verliebt habe, mich irgendwann angestrengt hat. Ab einem gewissen Punkt fand ich die Kontrastierung von Runen- und Herzmagie, Männlichkeit und Weiblichkeit, Sachlichkeit und Emotionalität ermüdend. Der Feminismus wurde mir stellenweise zu offensichtlich präsentiert, wo mehr Subtilität gut getan hätte. Ich halte es mehr für ein stilistisches Problem, das ich empfunden habe, als für ein inhaltliches, denn als wir über einen gewissen Punkt hinweg waren, ging es bergauf für mich.

Lou bleibt für mich leider auch über weite Strecken schwer zugänglich. Ihr Verhalten wirkt auf mich stellenweise kindisch. Besonders ihre Fixierung auf Tom erschließt sich mir nicht – mir wird nicht klar, auf was die Liebe zwischen den beiden aufbaut. Mir fehlt die nachvollziehbare Entwicklung ihrer Gefühle. Allgemein bleiben Tom und Alan für mich doch blass erzählt.

Am Ende bleibt 'Lessons of Hearts and Magic' eine schöne Idee, deren Umsetzung mich leider nicht hundertprozentig packen konnte. Das innovative Magiesystem mit der Gegenüberstellung von Runen- und Herzmagie ist durchaus gelungen, aber letztendlich standen Zweifel meinerseits und auch die Hauptfigur einem Lesehighlight im Weg. Wer nach einer magischen Geschichte mit feministischer Haltung und beliebten Romantasy-Tropes sucht, findet hier solide Unterhaltung.


Erschienen bei: Moon Notes