Leben. Nehmen.

Autor: Tullio Forgiarini
Aus dem Luxemburgischen von Luc Spada

In dem Jugendroman „Leben. Nehmen.“ von Tullio Forgiarini wird das Leben von den sogenannten „Problemjugendlichen“ thematisiert. Es handelt sich speziell um die Geschichte des 15-Jährigen John Guddebuer, der sich durch auffallend brutales Verhalten in der Schule einen Namen gemacht hat und nun die Konsequenzen seines Handelns in Form einer „Auszeit“ tragen muss. Dabei lernt er die 13-Jährige Shirley kennen, mit der schließlich die Tragödie der Absturzjugendlichen seinen Lauf nimmt.

Zu Beginn des Buches wird aus der zweiten Person Singular gesprochen, was dazu führt, dass man sich direkt angesprochen fühlt. Diese besondere Schreibweise wirkt jedoch auch verwirrend, folglich musste ich mich zunächst daran gewöhnen. Der Autor steigt gleich mit sehr vulgären und beleidigenden Ausdrücken ein, was der Jugendsprache von heute nicht unbedingt entsprechen muss und meiner Meinung nach etwas zu übertrieben ist. Dennoch weckt der unkonventionelle Einstieg Interesse und man möchte die Geschichte und das Leben des Jungen weiter kennenlernen.

Schon im zweiten Kapitel erfährt man Genaueres über die Situation und den Zustand von John sowie den Grund für seine Auszeit. Er gehört zu einer extremen Gruppe Jugendlicher, es fällt daher recht schwer, sich in ihn hineinzuversetzen. Trotzdem ist es fesselnd, die Welt aus seiner speziellen Perspektive zu sehen und mehr über seine Vergangenheit zu erfahren. Als er dann auf Shirley trifft, kann man schon ahnen, dass sich sein Zustand und sein Verhalten unter ihrem Einfluss nur noch verschlechtern werden. Dennoch war es erschreckend zu sehen, wie schnell er ihr verfällt, mit ihr zusammen ausbricht und Straftaten begeht. Vor allem die Tatsache, dass er jegliche Hilfe ablehnt, nicht wertschätzt und sich bewusst weiter in den Abgrund stürzt ist für den Leser vielleicht nicht nachvollziehbar, aber sicherlich auch realistisch für solche vom Weg abgeratenen Teenager.
Vor allem das Ende des Buches lässt die Leserin mit dem Gefühl zurück, dass diese Teenager für alle ihnen nahestehende Menschen eine Gefahr darstellen eigentlich eine Psychotherapie brauchen würden.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass dieses Buch sehr speziell und anders ist als "normale" Jugendbüchern, denn man trifft nicht sehr oft auf so erschütternde und konfrontative Geschichten. Sicherlich entspricht es nicht der Welt vieler Teenager, regelmäßig einzubrechen, gewalttätig zu werden und Drogen und Alkohol im Überfluss zu konsumieren, deshalb erschien das Buch mir persönlich etwas extrem und überspitzt. Auch die Tatsache, dass der Junge sowie Shirley über das ganze Buch hinweg eine sehr herabwürdigende und anstößige Sprache verwenden, ist möglicherweise nicht für jeden Leser ansprechend. Daher würde ich persönlich das Buch auch nur älteren Jugendlichen empfehlen, die mit der Sprache sowie mit dem Inhalt angemessen umgehen können. Für jüngere Kinder ist es definitiv nicht geeignet. Trotzdem kann es speziell für Jugendliche eine Art Denkzettel sein und könnte einerseits dabei helfen, extreme Jugendliche zu verstehen und diesen vielleicht sogar helfen wieder ein "normales" Leben zu führen. Denn die Geschichte von Shirley und dem Jungen wirkt in jedem Fall abschreckend und es wäre natürlich toll, wenn sie helfen könnte, Ausnahmefällen zur Umkehr verhelfen.


*Erschienen bei Arena*

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Autorin / Autor: Daniela - Stand: 04. Januar 2021