‚Küsse im Sommerregen sind auch nur nass‘ ist ein queeres Jugendbuch aus der Feder von Ciara Smyth und 2021 im Magellan-Verlag erschienen. Erzählt wird von und aus der Sicht der 17-jährigen Saoirse, die der Liebe auf den ersten Blick und Happy Ends eigentlich den Rücken kehren wollte (und die jedem Fan von Saoirse Ronan gleich auf Seite 6 aufklärt, dass es eigentlich Sier-scha ausgesprochen werde). Ihre Beziehung mit Hannah ist zerbrochen, sie verabscheut ihre beste Freundin Izzy, ihr Vater heiratet seine neue Freundin und ihre Mutter lebt aufgrund ihrer Erkrankung in einem Heim. Für Saoirse Grund genug zu glauben, dass keine Beziehung für immer ist. Als sie Ablenkung auf einer Party sucht, findet sie stattdessen Ruby, die Cousine des Gastgebers. Spätestens nach der halsbrecherischen Katzenrettungsaktion, die keine ist, muss Saoirse feststellen, dass sie sich zur unbeschwerten und abenteuerlustigen Ruby hingezogen fühlt. Die beiden Mädchen gehen einen Pakt ein: Sie verbringen den Sommer in einer unverbindlichen Romanze mit filmreifen, klischeehaft kitschigen Dates, bis Ruby in ihre Heimat zurückreisen muss. Blöd nur, dass die Sache mit den Gefühlen allmählich ernster wird.

Als Anspielung auf RomCom-Klischees wirkt der deutsche Titel zwar nett, kann meiner Meinung nach mit der Passung des englischen Titels ("The Falling in Love Montage") aber nicht mithalten. Das Cover der neuen Auflage gefällt mir dafür umso besser, da es farblich die Lesbian Pride Flag dezent aufgreift und sich durch einen schönen Zeichenstil auszeichnet.
Saoirse und ich hatten zu Beginn eine schwierige Zeit - wer in den ersten beiden Kapiteln bereits einen Großteil seines sozialen Umfelds verreißt und verurteilt und in Zynismus ersäuft, macht sich nicht unbedingt sympathisch. Ich sehe es allerdings als Stärke des Romans, dass sich erst Stück für Stück entfaltet, warum Saoirse (vielleicht) zurecht verbittert ist. So wird die Erzählerin nicht von Anfang an in eine Mitleidsschiene gedrängt, die sie nicht nötig hat. (Und je besser man sich kennenlernt, desto eher kann man über ihren Zynismus auch lachen.) Der Erzählstil ist leicht, locker und humorvoll, lässt sich daher gut am Stück verschlingen, ohne mehrmals zum Beginn des Satzes zurückspringen zu müssen.

Die beiden Figuren zeichnen schöne Kontraste, sind sie doch beide wie Tag und Nacht. Besonders Rubys spontane und erfrischende Art hat mir gut gefallen und ich kann verstehen, warum Saoirse vom ersten Augenblick an zumindest fasziniert von ihr ist. Darüber hinaus greift das Buch ernste Themen wie Demenz auf, die nicht nur berühren, sondern eben auch jede:n von uns treffen können.

‚Küsse im Sommerregen sind auch nur nass‘ bleibt mir als Leserin positiv in Erinnerung und bringt mich, obwohl das Wetter in Rheinland und Umgebung dann doch etwas anderes sagt, in Sommerstimmung. Das Debüt Ciara Smyths zeichnet eine humorvolle Liebesgeschichte mitten in den ernsten Alltag, der sich trotz der ganzen Romantik dann doch nicht immer vergessen lässt. Wer nach einer queeren RomCom mit jungen Erwachsenen in der Hauptrolle sucht, kommt hier voll und ganz auf seine Kosten!


Erschienen bei magellan