Knopf im Ohr erlaubt Tuchfühlung

Studie: Gute Musik verkleinert natürliches Distanzgefühl

Wie nah kann euch ein Fremder kommen, bevor euch ein ungutes Gefühl beschleicht? Unser natürliches Abstandsgefühl beträgt circa eine Armlänge zu einem Unbekannten. Was aber tun, wenn wir in der Bahn oder im Bus unterwegs sind, und das auch noch während der Hauptverkehrszeit? In solchen Situationen haben wir natürlich keine andere Wahl als mit völlig Fremden auf Tuchfühlung zu gehen.

ForscherInnen am Royal Holloway, Universität von London wollten herausfinden, ob es einen Weg gibt, diese übergriffige Situation erträglicher zu machen und fanden heraus, dass man über das Hören von Musik per Kopfhörer den Radius des persönlichen Raums verändern und damit überfüllte Bahnfahrten schadloser überstehen kann.

Dr. Manos Tsakiris, von der Abteilung für Psychologie an der Royal Holloway, erklärte: "Dieser Abstand, den wir versuchen, zwischen uns selbst und anderen herzustellen, ist eine Komfort-Zone rund um unseren Körper. Jeder weiß, wo die Grenzen seines persönlichen Raums sind, obwohl wir ihn vielleicht nicht bewusst verteidigen. Natürlich verändert sich das Gefühl des persönlichen Raums in vielen Beziehungen, zum Beispiel bei Familienmitgliedern und den Liebsten, aber in überfüllten Bahnen oder Bussen greifen plötzlich wildfremde Menschen in diesen Raum ein."

Musik lässt persönlichen Raum schrumpfen

Der Aufbau des Versuchs war relativ simpel: Dr. Tsakiris und Dr. Ana Tajadura-Jiménez beauftragten freiwillige Versuchspersonen, verschiedene Musikstücke über Kopfhörer oder über Lautsprecher zu hören, die sowohl positive als auch negative Emotionen auslösten. Während den unterschiedlichen Hörphasen begann ein Fremder langsam auf die Versuchspersonen zuzugehen und die TeilnehmerInnen sollten sofort "Stopp" sagen, wenn sie begannen, sich unwohl zu fühlen.

Die Ergebnisse zeigten: Wenn die Teilnehmer Musik über Kopfhörer hörten, die positive Emotionen hervorriefen, ließen sie den Fremden viel näher an sich heran, was auf eine Änderung ihres persönlichen Raums hindeutete. Dr. Tajadura-Jiménez dazu: "Das Hören von Musik, die positive Emotionen hervorruft verschiebt die Grenzen des persönlichen Raums. Unser persönlicher Raum "schrumpft", so dass wir andere näher an uns heranlassen." Den Grund dafür sehen die ForscherInnen darin, dass Menschen sich sicherer fühlen, wenn sie positive Gefühle haben, während negative Gefühle eher Gefahr signalisieren und mehr Abstand gebieten.

Wenn ihr also das nächste Mal so richtig genervt seid vom Gequetsche und Geschiebe in überfüllten Bahnen: Ohrstöpsel einstecken und eure Lieblings-Gute-Laune-Musik abspielen! Macht euch und die Welt garantiert ein bisschen friedlicher ;-).

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung; - Stand: 24. Oktober 2011