Je bekannter, desto Trend?

Forschung: Kultureller Erfolg durch altbekannte Reize

Ist es möglich, den Kinohit des Sommers vorherzusagen? Oder welcher Musikstil nächstes Jahr populär sein wird? Kann man wissen, welcher Modetrend diesen Winter vorherrscht oder welcher Babyname angesagt ist? Viele würden ein Vermögen dafür geben, solche Trends vorhersagen zu können, doch bislang beißen sich auch selbsternannte Trendexperten die Zähne daran aus.

Die kulturelle Entwicklung scheint sich nämlich eher in willkürlich gelegten Bahnen fortzubewegen. Nötig ist nur ein (zufälliger?) Trendsetter, dem nachgeeifert werden kann.

Aber gibt es wirklich keine vorhersagbaren Muster und Regelmäßigkeiten, nach denen sich die kulturelle Entwicklung vollzieht? Bisher ging man davon aus, dass Trends von anderen Neuerungen und Innovationen weder begünstigt noch verhindert werden. Die Forscher um Jonah Berger hingegen vermuten, dass sich neue Trends aus bereits bewährten Mustern entwickeln. Aus der Forschung weiß man etwa, dass Menschen eine Vorliebe für bestimmte Reize entwickeln, wenn sie ihnen häufig ausgesetzt sind. Ähnliche Reize steigen dann ebenfalls in der Gunst und haben eine größere Chance auf "kulturellen Erfolg". So könnten doch auch Songs möglicherweise hitverdächtiger sein, wenn sie einem vorhergegangenem Hit ähneln.

Dieses Phänomen untersuchten die ForscherInnen am Beispiel der Populariät von Vornamen. Diese bieten sich besonders an, weil die Namensvergabe keinen besonderen Zwängen unterliegt und somit "Trends" überhaupt zulässt.
So ananlysierten die Wissenschaftler englische Vornamen, die im Laufe von über 120 Jahren vergeben wurden. Sie bezogen dabei nicht nur Namen und ihre bisherige Beliebtheit ein, sondern auch ihre Bestandteile: die Phoneme.  Der Name „Karen“ etwa kann in die Phoneme K – EH – R – AH – N zerteilt werden. Die Forscher wollten so zeigen, dass bestimmte Namen dann populär wurden, wenn zuvor beliebte Namen dieselben Phoneme an denselben Stellen enthielten. So wurden den Forschern zufolge Namen mit K besonders populär, nachdem der Hurricane Katrina wochenlang durch die Medien gegeistert war.

Die Forscher glauben, dass sich derartige Ähnlichkeiten auch auf anderen Gebieten zu Trendvorhersagen eignen. Demnach gelingt technischen Innovationen, Songs oder anderen kulturellen Errungenschaften nicht nur aufgrund ihrer Neuartigkeit und Besonderheit, sondern auch aufgrund ihrer akkustischen und optischen Ähnlichkeit zu bereits populären Dingen der kulturelle Durchbruch.

Letztendlich wäre dann ein Trend also immer eine gute Mischung aus Altbekanntem und einer Prise Innovation.

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 12. Juni 2012