Hobbyflüchtling?

ZDF plant Flüchtlingsdoku - Aufklärung oder Unterhaltung?

Wenn Sender sich neue Formate einfallen lassen, treibt das dabei oft die seltsamsten Blüten: die neueste unter ihnen ist eine neue Doku-Reihe mit dem Titel "Auf der Flucht - das Experiment". Dafür schicken schicken das ZDF und ZDFneo sechs Personen in die Lebenswelt von Flüchtlingen. Wie das ZDF in einer Pressemitteilung ankündigt, sollen die Teams die Stationen einer Flucht nach Deutschland in umgekehrter Reihenfolge durchlaufen - vom Asylbewerberheim, den überfüllten Flüchtlingslagern am Rande Europas über die oft lebensgefährliche Flucht auf einem Schlepperboot bis hin in die Ursprungsländer. "Über zwei Wochen lang versuchen die sechs Protagonisten nachzuempfinden, was es heißt, Heimat und Familien für immer zu verlassen und ins Ungewisse aufzubrechen. Sie machen eigene Erfahrungen mit Ausgrenzung und schärfen nach und nach ihren Blick für die Schicksale von Menschen, die in ihrer Heimat verfolgt und gefoltert werden und in ihrer Ausweglosigkeit manchmal selbst den eigenen Tod in Kauf nehmen. Die sechs Deutschen werden ihre Vorurteile überdenken und diskutieren." Das ist zumindest die Hoffnung der Doku-Macher, wobei eins klar ist: die DarstellerInnen werden immer wieder in ihr sicheres Heimatland zurückkehren können, wo sie kein Krieg und keine Hungersnot erwartet - und sie werden niemals in Todesgefahr schweben...

Die Teams sind unter anderem prominent besetzt mit der Schauspielerin Mirja Dumont und Stephan Weidner, einem ehemaligen "Böhse Onkelz" Bandmitglied (wegen ihrer Nähe zum Rechtsrock in den frühen 1980er Jahren in der Öffentlichkeit bis heute umstritten). Mit im "Boot" sind aber auch die Streetworkerin Songül Cetinkaya, die Bloggerin Katrin Weiland, ein Nazi-Aussteiger und ein ehemaliger Bundeswehrsoldat. Zu sehen ist das neue Format im Spätsommer. Während für ZDFneo vier Folgen entstehen, soll im ZDF eine zweiteilige Fassung ausgestrahlt werden.

Natürlich ist der Anspruch des Senders, mithilfe dieser Dokureihe den Blick eines (jungen) Publikums auf die Nöte von Flüchtlingen zu schärfen, lobenswert. Aber ob die Dokureihe nicht abdriftet in ein Unterhaltungsformat à la Dschungelcamp, bleibt abzuwarten.

Was haltet ihr von solch einer Doku-Reihe?

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 13. Juni 2013