Graue Wolken im Kopf

Autorin: Juliane Breinl

Buchcover

Schwarz-weiß, mit blassen hellblauen Tropfen. In geradezu schon aggressiv roten Lettern der Titel: Graue Wolken im Kopf. Wer aufgrund der relativen Kürze von kaum mehr als 200 Seiten leichte Lektüre erwartet, ist bei Juliane Breinls Jugendroman allerdings an der falschen Adresse, den die Autorin hat sich mutig an ein schwieriges Thema herangewagt. Depression bei Jugendlichen – ein allgegenwärtig präsenter und dennoch totgeschwiegener Themenkomplex.

Obwohl mir persönlich die Geschichte zu sehr an der Oberfläche bleibt, zu wenig auf die tieferen Ebenen einer solch komplexen psychischen Erkrankung blickt, möchte ich es jedem empfehlen. Denn zentral gestellt ist vor allem, wie leicht man, bereits im Jugendalter, in eine Depression „hineinschlittern“ kann und wie schwer es nicht nur dem Umfeld, sondern auch den Betroffenen selber fällt, die Zeichen und Warnsignale zu erkennen, zu verstehen und zu deuten. Und wie schwer es sein kann „Hilf mir!“ zu sagen.
Die Protagonistin Tiziana, genannt Tizia, ist hübsch, beliebt, gut in der Schule. Die guten Noten braucht sie nicht nur für den nahenden Abschluss, auch will sie danach weiter das Fachabitur machen und an die Journalistenschule kommen. Obendrein ist sie ehrgeizige Volleybarspielerin.

Doch genau diese Ambitionen sind es letztlich, die Tizias Weg in die dunkle Leere. Um eine Chance auf den begehrten Platz an der Journalistenschule zu haben, arbeitet sie an einem Fotoprojekt mit ihrer besten Freundin Vivian. Dazu kommt die Arbeit bei der Schülerzeitung, hartnäckiges Volleyballtraining und natürlich lernen, lernen, lernen für Klausuren. Ihre Freiheit schwindet und mit Vivian gibt es deswegen auch immer mehr Stress.
Ach, und dann steht ja auch noch ihr 16. Geburtstag inklusive Party vor der Tür… Tizia weiß nicht mehr, wo ihr der Kopf steht und mit den Ereignissen der Party bricht etwas in ihr. Der Sog der Leere, Verzweiflung, von Hass, Selbsthass und Angst ist nicht mehr aufzuhalten.

Erzählt wird sowohl aus Tizias als auch aus Vivians Sicht, was es ermöglicht, sowohl die Betroffenen- als auch Angehörigenposition kennen und verstehen zu lernen.
Der Schreibstil ist recht einfach und gut verständlich, für mich normalerweise eher ein Makel, in diesem Fall jedoch eine gute Lösung um das Thema Depression verständlicher darzustellen. Die ersten Seiten ziehen sich auch, es ist schwer in die Geschichte hineinzufinden, nach einer Weile kommt man aber gut rein und mag sich kaum noch von dem Roman lösen. Besonders gelungen sind die Szenen, in denen man Einblick in Tizias Gefühlswelt erhält. Sie spiegeln gut den inneren Gedankenkampf, mit dem Depressionspatienten täglich ringen.

Ein großes Makel ist allerdings, dass anschließend im Buch keine Links oder Hilfsangebote aufgeführt werden, sollte man selbst eine Ähnlichkeit in der Geschichte zu sich selber gefunden haben. Alles in allem aber: Ehrlich, mitreißend und ein bewundernswerter Schritt, das öffentliche Bewusstsein für diese Thematik zu sensibilisieren!

*Erschienen bei Arena  *

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Autorin / Autor: cheshirekitty - Stand: 11. Oktober 2017