Godland - Dein ewiges Leben hat einen Preis

Autor: Martin Schäuble

„Godland“ von Martin Schäuble ist eine höchst spannende Dystopie mit philosophischen Anklängen um eine künstliche Intelligenz, die ein digitales Paradies betreibt.

Auf einer weitgehend unbewohnbaren Erde lebt Yolanda mit einer Crew aus weiteren Überlebenden auf einer Serverinsel. Gemeinsam sorgen sie für den Erhalt der künstlichen Intelligenz Godmother. Diese sieht alles, hört alles und gibt die Anweisungen. Yolanda, die ihre Mutter verloren hat, fühlt sich Godmother dennoch verbunden.
Als Lohn nach 20 Jahren Dienst auf der Serverinsel winkt ein Privileg: Der Upload ins „Godland“, das virtuelle Paradies, in dem man ewig lebt. Das konnten sich sonst nur die Reichen leisten.
Dann findet Yolanda im Wartungsdeck, auf dem die Kameras als Godmothers Augen versagen, einen Zettel mit der Aufschrift: „Godland ist ein Fake. Seid bereit“.

Der Roman spielt in einer Zukunft nach den Klimakriegen. Genau wird die Zeit nicht benannt. Yolanda und die anderen leben auf einer künstlichen Insel mitten im Ozean, die einen Teil der Technik beherbergt, damit Godland simuliert werden kann. Eine bewohnbare Erde haben nur noch die Alten kennengelernt.
Der Gedanke, dass Reiche prinzipiell unendlich lange leben können, taucht seit dem Erscheinen von „Momo“ von Michael Ende häufiger auf und ist beispielsweise auch mit „In Time – Deine Zeit läuft ab“ verfilmt worden.


Ich fand das Buch wahnsinnig mitreißend. Die Handlung war selten vorhersehbar, aber immer nachvollziehbar. Durch die kurzen Sätze wirkte der Roman rasant geschrieben. Das passte zum Inhalt. Aufregende, viel verändernde Szenen reihten sich aneinander. Die Handlung wird viel über Dialoge vorangetrieben, Beschreibungen sind knapp und präzise.
Sympathisch fand ich auch, dass Yolanda nicht die perfekte Heldin ist. Sie ist zwar schlau und einfühlsam, aber auch neidisch und eine gute Lügnerin.
Spannend war ihre Entwicklung in der Beziehung zu Godmother und der Einstellung zu Godland. Dabei haben die Charaktere oft überrascht. Godmother und Yolanda lassen sich immer wieder etwas Neues einfallen, um die andere aus der Reserve zu treiben.

Häufig tauchen ethische und philosophische Fragen auf, ohne zu sehr in die Tiefe zu gehen: Lebt die Kopie des Bewusstseins in Godland überhaupt, wenn der Körper tot ist?
Und wird es im Paradies auf die Dauer nicht langweilig, wenn alles gleich und alles schön ist?

Das Ende kam mir beinahe etwas zu schnell. Ich musste es zweimal lesen, um überhaupt zu erfassen, was auf wenigen Seiten alles geschehen ist, da vieles nur angedeutet wird.
Insgesamt eines der spannendsten Bücher, die ich je gelesen habe!


*Erschienen bei FISCHER Kinder- und Jugendbuch*

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Autorin / Autor: Claudia B. - Stand: 07. September 2023